Amtsverzichts-Erklärung Papst Benedikt XVI.
vom April 2005 - Februar 2013
an die zu einem Konsistorium in Rom versammelten Kardinäle
Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch um euch eine Entscheidung von grosser Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen.
Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben. Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von grosser Bedeutung sind, hin- und her geworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers, als auch die Kraft des Geistes notwenidig; eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut zu führen.
Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt
des Bischofs von Rom, des Nachfolger Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.
Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler.
Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.
Politiker würdigen den Heiligen Vater als religiösen Denker und spirituellen Führer.
Völlig überraschend hat Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt aus Gesundheitsgründen angekündigt.
Zuletzt hatte 1294 mit Coelestin V. ein Papst aus freien Stücken sein Amt abgegeben.
Papst Benedikt will nach seinem Amtsverzicht in das bisherige Karmel-Kloster innerhalb der Vatikanmauern ziehen. Dort wolle er ein Leben in Gebet und Meditation führen, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi vor Journalisten.
Auf dem Petersplatz herrschte ungläubiges Staunen unter den Touristen und Gläubigen.
Italiens Regierungschef Mario Monti nahm die unerwartete Nachricht erschüttert auf. Staatspräsident Giorgio Napolitano hat Benedikt XVI. nach dessen Rücktrittsentscheidung für seinen "grossen Mut" gelobt. Er zolle dem Papst seinen allergrössten Respekt, sagte er der Nachrichtenagentur Ansa. Papst Benedikt habe mit der Entscheidung Mut und ausserordentliches Verantwortungsbewusstsein bewiesen, so Napoletano.
Auch der britische Premierminister David Cameron würdigte Papst Benedikt: " Er hat unermüdlich gearbeitet, um die Beziehungen zwischen Grossbritannien und dem Heiligen Stuhl zu stärken." sagte Cameron. " An seinen Besuch in Grossbritannien 2010 wird mit grossem Respekt und Zuneigung erinnert werden. Er wird als spiritueller Führer von Millionen vermisst werden."
Bundespräsident Joachim Gauck sagte: " Sein Glaube, seine Weisheit und seine menschliche Bescheidenheit haben mich tief beeindruckt." Papst Benedikt XVI. habe hohe theologische Bildung und Menschenfreundlichkeit vereint.
Bundeskanzlerin Angela Merkel zollte dem Papst allerhöchsten Respekt: "Er ist ein Hirte für mehr als eine Milliarde Menschen" und bleibe" einer der bedeutensten religiösen Denker unserer Zeit".
Die Rede des Papstes im Deutschen Bundestag bezeichnete Merkel als "Sternstunde unseres Parlaments."
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, Papst Benedikt habe seine ganz persönliche Handschrift als Denker an der Spitze der Kirche und auch als Hirte eingebracht. Was immer die Gründe für die Erklärung sein mögen - sie sind zu ehren und zu achten, und es gebührt im der Dank, diese Weltkirche acht Jahre so geleitet zu haben."
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat die Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt zu tiefst bedauert. Die Entscheidung verdiene grössten Respekt, sagte Seehofer- auch im Namen aller Bayern. Mit seiner charismatischen Ausstrahlung und seinem unermüdlichen Einsatz für das Wohl der Kirche hat der Papst aus Bayern die Menschen aller Welt begeistert. Die katholische Kirche habe er in den letzten Jahrzehnten zugleich durch seine tiefgründige Theologie geprägt. " Wir sind stolz auf das Pontifikat Benedikt XVI. Deutschland und Bayern haben ihm unendlich viel zu verdanken."
Der langjährige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber hat Papst Benedikt XVI. als "grössten Sohn Bayerns" in der mehr als tausendjährigen Geschichte des Landes gewürdigt. " Papst Benedikt ist nicht nur durch sein Amt, sondern durch seine Person eine moralische Instanz in der Welt", erklärte Stoiber. Unvergesslich seien seine Bescheidenheit und seine Gabe, im 21. Jahrhundert den Menschen das Evangelium nahezubringen."
Der Bruder des Papstes, Prälat Georg Ratzinger, nannte die angeschlagene Gesundheit von Benedikt XVI. als Grund für dessen Rücktritt. " Das Alter drückt", sagte der 89-jährige der Nachrichtenagentur dpa. Sein Arzt habe dem Papst geraten, keine transatlantischen Reisen mehr zu unternehmen. auch das Gehen bereite seinem Bruder Schwierigkeiten. Georg Ratzinger meinte, der Rücktritt seines Bruders sei ein "natürlicher Vorgang". "Ich war eingeweiht." Er räumte ein, seit Monaten von den Rücktrittsplänen des Papstes gewusst zu haben.
Fortsetzung: Geistlliche Kommentare ... folgt ...