25/09/2009 18.04.54
Tschechien: Vor dem Papstbesuch
Am Samstagvormittag ist es soweit: Papst Benedikt XVI. bricht zu seiner dreizehnten Pastoralreise auf. Diesmal geht es in die Tschechische Republik. Auf welche gesellschaftliche und kirchliche Situation der Papst dort treffen wird. Wir haben darüber mit unserer Kollegin Antje Dechert gesprochen, die diese Papstreise in Prag für uns mitverfolgen wird:
Man merkt, dass die katholische Kirche in Tschechien in einer Minderheitensituation ist. Von den rund 10, 5 Millionen Tschechen fast 6o Prozent konfessionslos. Nur etwas mehr als ein Viertel der Bevölkerung ist katholisch und das merkt man. Wer an diesem Freitag durch die Prager Altstadt flaniert findet kaum Anzeichen eines bevorstehenden Papstbesuchs. Hier und da sieht man kleine Pilgergrüppchen mit Baseballkappen in den Vatikanfarben weiß-gelb, die kommen meistens aus Deutschland oder Italien. Die tschechische Bevölkerung scheint nicht viel Aufhebens um den Papstbesuch zu machen. Dennoch ist es nicht so, als wäre eine ablehnende Haltung zu spüren, aber viele Prager gehen zumindest heute noch ihrem gewohnten Alltag nach. Das Bild ändert sich, wenn man sich an die Orte begibt, die der Papst besuchen wird. Dort sind viele Freiwillige aus ganz Tschechien emsig mit den Vorbereitungen beschäftigt…
Die Stimmung ist also eher unaufgeregt. Was ist denn trotzdem das Spannende an diesem Papstbesuch in der Tschechischen Republik?
Das Spannende dieses Tschechienbesuchs ist natürlich der Zeitpunkt. Benedikt kommt im Gedenkjahr an den Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa vor genau 20 Jahren. In Berlin fiel im November 1989 die Mauer, während hier in Tschechien die so genannte samtene Revolution stattfand und 40 Jahre sozialistischer Diktatur beendete. Dass ein deutscher Papst zu einem so historischen Datum nach Tschechien reist, hat schon Symbolcharakter. Benedikt wird hier viele Kirchenvertreter treffen, die während des Kommunismus verfolgt wurden. Auch ist zu erwarten, dass er das Thema „Wende“ in einer seiner Reden ansprechen wird. Schon im Vorfeld hat der Vatikan betont, dass es Benedikt darum geht, ein Zeichen für das weitere Zusammenwachsen von Ost- und Westeuropa zu setzen, indem er zur Besinnung auf die gemeinsamen christlichen Wurzeln aufruft. Eine Gelegenheit wäre zum Beispiel das Treffen mit den hiesigen Politikern und Diplomaten am Samstagnachmittag in der Prager Burg. Zu diesem Anlass ist auch der ehemalige Präsident Václav Havel eingeladen, ob er allerdings kommen wird steht noch nicht fest.
Wie gesagt, die Katholiken in Tschechien sind eine Minderheit – stellt das den Papst vor eine besondere Herausforderung?
Ja, die große Herausforderung für den Papst ist bei dieser Reise sicherlich, die tschechische Kirche und die Katholiken hier zu stärken, ihnen eine positive Botschaft zu senden. Tschechien ist, wie gesagt, eines der atheistischsten Länder Europas. Da kann der Papstbesuch Klerus wie Gläubigen Mut machen: „Die Liebe Christi ist unsere Stärke“ lautet nicht umsonst das Motto dieses Pastoralbesuches.
Was sind denn neben dem Treffen mit den Politikern und Diplomaten weitere Höhepunkte?
Ein erster Höhepunkt wird der Besuch in der Kirche Sankt Maria de Victoria sein, die ja das berühmte Prager Jesulein beherbergt. Da wird der Papst gemeinsam mit vielen Kindern und ihren Familien eine Andacht halten. Am Abend steht eine feierliche Vesper im Prager Veitsdom an. Mit dabei werden Vertreter des tschechischen Klerus, Ordensmänner- und Frauen aber auch Mitglieder der verschiedenen Laienbewegungen sein. Am Sonntag trifft der Papst mit Vertretern anderer Konfessionen, etwa der protestantischen und der hussitischen Kirche zusammen. Und das große Finale dann am Montag: Am Fest des tschechischen Staatsheiligen Wenzelslaus feiert Benedikt eine Messe unter freiem Himmel in der Ortschaft Stará Boleslav, zu Altbunzlau, ca. 30 km östlich von Prag. Dabei wird der Papst eine Botschaft an die Jugend des Landes senden. Und dass zumindest die Katholiken unter Ihnen große Hoffnungen in den Papstbesuch setzen, das haben uns (heute Mittag) die zahlreichen jugendlichen Helfer vor Ort bestätigt.
(rv 25.09.2009 ad)
Quelle: Offizielle Webseite Radio Vatikan
25/09/2009 18.05.48
AntwortenLöschenTschechien: Vorbereitungen fürs Jesuskind
Morgen ist es soweit: Benedikt XVI. startet seine dreizehnte Pastoral-Reise – sie führt ihn in die tschechische Republik. Prag erwartet den Papst mit Gelassenheit und auf den ersten Blick fast schon ein bisschen gleichgültig. Aufregung und Vorfreude herrscht vor allem an den Orten, die der Papst besuchen wird. Aus Prag berichtet Antje Dechert:
Sonnenschein, ein laues Lüftchen und Musik aus dem Leiherkasten: Auf der Karlsbrücke drängeln sich die Touristen. Einige, die man fragt, wissen gar nichts vom bevorstehenden Papstbesuch oder sind verärgert, dass die Burganlage oder der Prager Veitsdom am Freitag vor der Ankunft Benedikts XVI. aus Sicherheitsgründen geschlossen bleiben. Andere sind dagegen eigens angereist, um den Papst zu sehen, so wie diese Pilgerin:
"Ja, wir kommen asu Bayern, aus der Heimat des Papstes, und haben extra eine Woche Urlaub gebucht. um ihn hier zu sehen!"
Emsig laufen dagegen die Vorbereitungen in der Maria-Victoria-Kirche des Ordens der Unbeschuhten Karmeliten. Dort wird der Papst am Samstagmittag vor der weltweit wohl berühmtesten Kind-Jesu-Figur, dem Prager Jesulein, beten. Zu Füßen des Jesuleins arrangieren Ordensfrauen noch die letzten der gelb-weiß-rosa gehaltenen Blumengestecke. Und in der Sakristei bügelt Marika Drew-Brook die Alben der Priester für die Andacht mit dem Papst. Sie ist 99 Jahre alt und freut sich auch diesen vierten Besuch eines Papstes in Prag erleben zu dürfen.
"Ich glaube, es ist immer ein großer Vorteil, wenn der Papst kommt und persönlich da ist - das gibt allen Menschen, auch denen die nicht glauben, eine gewisse Sicherheit, dass die katholische Kirche im vollen Gang ist."
Die Vorbereitungen laufen schon seit vier Monaten, seit ein paar Tagen auch nachts. Der Papstbesuch beim Prager Jesulein ist eine Premiere und habe daher eine ganz besondere Bedeutung, sagt der Rektor von Sankt Maria de Victoria, Pater Anastasio Ruggero.
"Dieser Besuch ist wichtig, wichtig für unsere Kirche. Für dieses Land, aber auch überhaupt. Denn diese Andacht vor dem Jesuskind gibt es in der ganzen Welt. die Leute lieben das jesuskind! und sie lieben auch den Papst. Sie werden erfreut sein zu wissen, dass der Papst in dieser Kirche vor dem Jesulein gebetet hat. Die mesiten dieser Leute sind wahrscheinlich Ungläubige - aber, wer weiß!"
(rv 25.09.2009 ad)
Quelle: Offizielle Webseite Radio Vatikan
26/09/2009 12.55.28
AntwortenLöschenTschech. Rep.: Benedikts 13. Auslandsreise gestartet – „Fall der Berliner Mauer als historischer Scheidepunkt“
Papst Benedikt XVI. hat seine dreitägige Reise in die Tschechische Republik begonnen. Der Papst flog am Samstagmorgen vom römischen Flughafen Ciampino Richtung Prag. Der Abflug verzögerte sich wegen einer kurzen außerplanmäßigen Begegnung mit Silvio Berlusconi um 25 Minuten. In der tschechischen Hauptstadt wurde Benedikt XVI. von Staatspräsident Vaclav Klaus, dem Prager Kardinal Miloslav Vlk und vom Vorsitzenden der Tschechischen Bischofskonferenz, Jan Graubner, begrüßt.
In seiner Begrüßungsrede erinnerte der Papst daran, dass die tschechische Kultur sehr tief vom Christentum geprägt sei. Auch fügte Benedikt an, dass die gesamte europäische Kultur eine tiefe christliche Prägung habe. Wörtlich sagte er:
„Im Laufe seiner ganzen Geschichte ist dieses Gebiet im Herzen des Kontinents, im Schnittpunkt zwischen Norden und Süden, Osten und Westen ein Treffpunkt für verschiedene Völker, Traditionen und Kulturen geworden. Unbestreitbar hat dies gelegentlich zu Spannungen geführt, die sich aber auf lange Sicht als eine fruchtbare Begegnung erwiesen haben. Daraus ergibt sich die wichtige Rolle der tschechischen Lande in der Geistes-, Kultur- und Religionsgeschichte Europas – zuweilen als Kriegsschauplatz, aber häufiger als Brücke.“
Auch erinnerte der Papst daran, dass in den nächsten Monaten der 20. Gedenktag der so genannten „Samtenen Revolution“ begangen wird,„die für dieses Land eine Zeit außergewöhnlicher Bedrängnis, eine Zeit strenger Kontrolle des Gedankenaustauschs und kultureller Einflüsse zum Glück friedlich beendete.“
Dazu fügte der Papst an:
„Ich verbinde mich mit Ihnen und Ihren Nachbarn im Dank für Ihre Befreiung von jenen Unterdrückungsregimes. Der Fall der Berliner Mauer stellte einen Scheidepunkt in der Weltgeschichte dar, und er war es um so mehr für die Länder Mittel- und Osteuropas, da sie befähigt wurden, ihren rechtmäßigen Platz als unabhängige Akteure im Konzert der Nationen einzunehmen.
Der Preis von 40 Jahren politischer Unterdrückung dürfe nicht unterschätzt werden. Insbesondere das Leid der Unterdrückung des Glaubens dürfe nicht vergessen werden, so Benedikt.
„In diesem Jahr begehen wir den vierzigsten Todestag des Dieners Gottes Kardinal Josef Beran, Erzbischof von Prag. Ich möchte ihm sowie seinem Nachfolger Kardinal František Tomášek, den ich persönlich kennenlernen durfte, Anerkennung zollen für ihr unbeugsames christliches Zeugnis angesichts der Verfolgung. Sie und unzählige mutige Priester, Ordensleute und Laien haben die Flamme des Glaubens in diesem Land lebendig bewahrt.“
Der Papst richtete einen Appell an die Tschechen:
„Da nun die Religionsfreiheit wieder hergestellt ist, rufe ich alle Bürger dieser Republik auf, die christlichen Traditionen, die ihre Kultur geprägt haben, wieder zu entdecken, und ich lade die Christen ein, weiterhin ihre Stimme vernehmen zu lassen, wenn die Nation sich den Herausforderungen des neuen Jahrtausends stellt.“
Die Wahrheit des Evangeliums sei für eine gesunde Gesellschaft unerlässlich, da sie die Menschen für die Hoffnung bereit mache und sie befähige, die unveräußerliche Würde als Kinder Gottes zu entdecken.
Dem tschechischen Präsidenten Klaus wünschte der Papst, dass das Licht der Wahrheit weiterhin sein Land leiten werde. In seiner Begrüßungsrede betonte Präsident Vaclav Klaus den Wertekonsens über die Grenzen der Weltanschauungen hinweg.
„Unsere Ansichten über viele Themen in der komplizierten Welt von heute sind nahe beieinander. Sie basieren auf ähnlichen Prinzipien und Positionen, obwohl wir von verschiedenen philosophischen und wissenschaftlichen Ideen her dorthin gelangt sind.“
Das tschechische Staatsoberhaupt erinnerte an den ersten Besuch von Johannes Paul II. kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, der von großer symbolischer Bedeutung gewesen sei.
„Ebenso symbolisch ist Ihr Besuch, weil wir uns gerade je
26/09/2009 14.16.21
AntwortenLöschenTschech. Rep.: Benedikt XVI. verurteilt Gewalt gegen Kinder
Erste Etappe des Papstes nach der Begrüßungszeremonie auf dem Prager Flughafen war die Heilig-Maria-Kirche vor dem Siege im historischen Stadtkern der Hauptstadt. Die Barockkirche auf der Prager Kleinseite beherbergt die in aller Welt verehrte Kind-Jesu-Statue, das Prager Jesulein. Vor dem „Prager Kindl“ feierte der Papst zusammen zahlreichen Kindern und ihren Familien eine Andacht. Unsere Korrespondentin vor Ort, Antje Dechert, berichtet
Nicht Politikern, Diplomaten oder Klerus widmete der Papst seine erste Reise-Etappe in Prag, sondern den Kleinsten, den Kindern des Landes. Zusammen mit ihren Familien waren sie aus ganz Tschechien in die Hauptstadt gekommen. Vielen von ihnen reichte Benedikt beim Betreten der Kirche sichtlich gerührt die Hände und segnete sie, bevor er zum Gebet vor der blumengeschmückten Statue des Prager Jesuleins niederkniete.
„Kinder sind die Zukunft und die Hoffnung der Menschheit“, betonte er anschließend in seinen Grußworten und rief dazu auf, die Würde und Rechte jedes Kindes zu achten:
„Wie viele Kinder werden hingegen nicht geliebt, nicht angenommen und nicht geachtet! Wie viele sind Opfer der Gewalt und jeder Art von Ausbeutung durch skrupellose Menschen! Den Kleinen möge jene Achtung und jene Aufmerksamkeit zukommen, die ihnen gebührt.“
Viele, vor allem junge Familien litten heute unter Schwierigkeiten und müssten große Anstrengungen unternehmen, „um ihren Kindern Sicherheit und eine würdige Zukunft zu geben“, so der Papst weiter. Auch ging er auf die wachsende Zahl der durch „Krisen“, „Streit und Untreue“ zerrissenen Familien ein. Die Scheidungsrate in der tschechischen Republik ist eine der höchsten in der EU.
„Sie alle vertrauen wir dem Prager Jesulein an, wohl wissend, wie wichtig die Stabilität und die Einheit der Familien für den wahren Fortschritt der Gesellschaft und die Zukunft der Menschheit ist.“
Das Prager Jesulein symbolisiere die Zartheit und Schönheit der Kindlichkeit. Der Papst wörtlich: „Es lässt uns (…) die Nähe Gottes und seine Liebe verspüren, wie kostbar wir in seinen Augen sind.“ Alle Menschen seien Kinder Gottes und damit Brüder, so Benedikt. Das müsse sich unsere Gesellschaft heute wieder stärker vor Augen halten:
„Dann würde jeder Mensch nicht für das geachtet, was er hat, sondern für das, was er ist, denn im Antlitz eines jeden Menschen scheint ohne Unterschied der Rasse oder der Kultur das Bild Gottes auf.“
Die Schlussworte seiner Andacht widmete der Papst erneut den Kindern:
„Ihr seid die Lieblinge im Herzen des Jesuskindes, und darum sollt ihr es genauso lieben und nach seinem Beispiel gehorsam, höflich und hilfsbereit sein. Lernt, wie das Jesuskind eine Stütze für eure Eltern zu sein. Seid echte Freunde Jesu und geht immer voll Vertrauen zu ihm. Betet für euch selbst, für eure Eltern, Verwandten, Lehrer und Freunde, und betet auch für mich.“
Nach dem Besuch beim Prager Jesulein grüßte der Papst vor der Maria-Viktoria-Kirche noch zahlreiche Gläubige, die ihm bei strahlendem Sonnenschein zujubelten – darunter auch viele Pilger aus den angrenzenden Ländern Polen, Österreich, Deutschland und der Slowakei. Danach wurde das Kirchenoberhaupt mit dem Papamobil in die apostolische Nuntiatur in Prag gebracht. Nach einem Mittagessen, wird Benedikt XVI. am Nachmittag im Spanischen Saal der Prager Burg mit den hohen Politikern und Diplomaten des Landes zusammentreffen.
(rv 26.09.2009 ad)
Quelle: Offizielle Webseite Radio Vatikan
26/09/2009 14.24.41
AntwortenLöschenTschech. Rep.: Rede des Papstes in der Heilig-Maria-Kirche
Bei seiner Tschechien-Reise hat Papst Benedikt XVI. Gewalt gegen Kinder entschieden verurteilt. Viele Minderjährige würden Opfer von Aggressionen und Ausbeutung durch skrupellose Menschen, beklagte das Kirchenoberhaupt am Samstag in Prag. Kinder seien „die Zukunft und die Hoffnung der Menschheit“. Die erste Station seines dreitägigen Pastoralbesuchs galt einer Begegnung mit Kindern und Familien in der Kirche Santa Maria de Victoria in der Prager Altstadt. Dort wird seit dem 17. Jahrhundert das „Prager Jesulein“ verehrt, eine 47 Zentimeter hohe Figur des Jesuskindes.
Lesen Sie hier die Rede des Papstes auf Deutsch
(Prag – St. Maria vom Siege, 26. September 2009)
Meine Herren Kardinäle!
Herr Bürgermeister und geschätzte Amtsträger!
Liebe Brüder und Schwestern!
Liebe Kinder!
An euch alle richte ich meinen herzlichen Gruß und bringe meine Freude über den Besuch in dieser Kirche zum Ausdruck, die der seligen Jungfrau Maria „vom Siege“ geweiht ist und in der eine Darstellung des Jesuskindes verehrt wird, die überall als das „Prager Jesulein“ bekannt ist. Ich danke Herrn Erzbischof Jan Graubner, dem Präsidenten der Bischofskonferenz, für die Begrüßungsworte im Namen aller Bischöfe. Einen aufrichtigen Gruß richte ich an den Bürgermeister und alle anderen staatlichen und kirchlichen Amtsträger, die an dieser Begegnung teilnehmen. Ich grüße euch, liebe Familien, die ihr so zahlreich hierher gekommen seid, um mich zu treffen.
Das Standbild des Jesuskindes läßt uns sogleich an das Geheimnis der Menschwerdung denken, an den Allmächtigen Gott, der Mensch geworden ist und 30 Jahre in der einfachen Familie von Nazaret gelebt hat, wo ihn die Vorsehung der aufmerksamen Fürsorge von Maria und Josef anvertraut hat. Die Gedanken gehen auch zu euren Familien und zu allen Familien der Welt, zu ihren Freuden und ihren Schwierigkeiten. Mit diesem Gedanken verbinden wir das Gebet und erbitten vom Jesuskind für alle Familien die Gabe der Einheit und der Herzensnähe. Besonders denken wir an jene jungen Familien, die so große Anstrengungen unternehmen müssen, um ihren Kindern Sicherheit und eine würdige Zukunft zu geben. Beten wir für die Familien in Schwierigkeiten, die von Krankheit und Leid geprüft werden, für diejenigen, die durch eine Krise gehen, die aufgrund von Streit und Untreue uneinig oder zerrissen sind. Sie alle vertrauen wir dem Prager Jesulein an, wohlwissend, wie wichtig die Stabilität und die Einheit der Familien für den wahren Fortschritt der Gesellschaft und die Zukunft der Menschheit ist.
Die Figur des Jesuskindes läßt uns mit der Zartheit seiner Kindlichkeit auch die Nähe Gottes und seine Liebe verspüren. Wir verstehen, wie kostbar wir in seinen Augen sind, denn gerade durch Jesus sind wir unsererseits Kinder Gottes geworden. Jeder Mensch ist Kind Gottes und darum unser Bruder, und als solcher muß er angenommen und geachtet werden. Möge unsere Gesellschaft doch diese Wirklichkeit verstehen! Dann würde jeder Mensch nicht für das geachtet, was er hat, sondern für das, was er ist, denn im Antlitz eines jeden Menschen scheint ohne Unterschied der Rasse oder der Kultur das Bild Gottes auf.
Das gilt vor allem für die Kinder. Im Prager Jesulein betrachten wir die Schönheit der Kindheit und die Vorliebe, die Jesus Christus immer für die Kleinen gezeigt hat, wie wir im Evangelium lesen (vgl. Mk 10,13-16). Wie viele Kinder werden hingegen nicht geliebt, nicht angenommen und nicht geachtet! Wie viele sind Opfer der Gewalt und jeder Art von Ausbeutung durch skrupellose Menschen! Den Kleinen möge jene Achtung und jene Aufmerksamkeit zukommen, die ihnen gebührt: Die Kinder sind die Zukunft und die Hoffnung der Menschheit.
Nun möchte ich ein besonderes Wort an euch, liebe Kinder, und an eure Familien richten. Ihr seid in großer Zahl gekommen, um mich zu treffen, und dafür danke ich euch von Herzen. Ihr seid die Lieblinge im Herzen des Jesuskindes, und darum sollt ihr es genauso lieben un
26/09/2009 16.58.35
AntwortenLöschenTschech. Rep.: Papstrede an den Diplomatischen Corps
Am späten Samstagnachmittag hielt Papst Benedikt seine erste programmatische Rede. An der Begegnung in der Prager Burg nahmen unter anderem das Diplomatische Corps und Vertreter aus Politik und Gesellschaft teil.
Lesen Sie hier die Papstrede an den Diplomatischen Corps
(Prager Burg, Spanischer Saal, 26. September 2009)
Exzellenzen!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich bin dankbar für die Gelegenheit, an einem so bemerkenswerten Ort den Repräsentanten aus Politik und öffentlichem Leben der Tschechischen Republik und den Mitgliedern des diplomatischen Corps zu begegnen. Ich danke Präsident Klaus herzlich für seine freundlichen Begrüßungsworte in Ihrer aller Namen. Ebenso spreche ich der Tschechischen Philharmonie für die musikalische Darbietung zu Beginn dieser Zusammenkunft meine Anerkennung aus. Mit ihrer Aufführung haben die Philharmoniker sowohl die Wurzeln der tschechischen Kultur als auch den außerordentlichen Beitrag, den dieses Volk zur europäischen Kultur geleistet hat, vorzüglich zum Ausdruck gebracht hat.
Mein Pastoralbesuch in der Tschechischen Republik fällt mit dem zwanzigsten Jahrestag des Zusammenbruchs der totalitären Regime in Mittel- und Osteuropa sowie der „Samtenen Revolution“ zusammen, die dieser Nation die Demokratie zurückgegeben hat. Die Euphorie, die sich daraus ergab, äußerte sich in Form von Freiheit. Zwei Jahrzehnte nach den tiefgreifenden politischen Veränderungen, die über diesen Kontinent hinwegfegten, geht der Heilungs- und Wiederaufbauprozeß nun im größeren Zusammenhang der europäischen Einigung und einer zunehmend globalisierten Welt weiter. Die von den Bürgern angestrebten Ziele und die an die Regierungen gerichteten Erwartungen erfordern neue Modelle des gesellschaftlichen Lebens und der Solidarität zwischen Staaten und Völkern, ohne die eine lang ersehnte Zukunft in Gerechtigkeit, Frieden und Wohlstand unerreichbar bliebe. Diese Wünsche entwickeln sich weiter. Heute tritt besonders unter den jungen Menschen erneut die Frage nach dem Wesen der gewonnenen Freiheit auf. Mit welchem Ziel wird Freiheit ausgeübt? Was macht die Freiheit wirklich aus?
Jede Generation hat die Aufgabe, aufs neue die beschwerliche Suche nach der rechten Weise, die menschlichen Dinge zu ordnen, aufzunehmen und sich um das Verständnis des rechten Gebrauchs der menschlichen Freiheit zu bemühen (vgl. Spe salvi, 25). Die Pflicht, „Strukturen der Freiheit“ zu stärken, ist von größter Wichtigkeit. Doch sie reichen nicht aus: Die Sehnsüchte der Menschen übersteigen sie selbst und das, was jegliche politischen und wirtschaftlichen Mächte bieten können. Sie sind auf das Licht einer großen Hoffnung ausgerichtet (vgl. ebd., 35), deren Ursprung zwar über uns liegt, die wir aber als Wahrheit, Schönheit und das Gute in uns finden. Die Freiheit sucht ein Ziel: Sie verlangt nach Überzeugung. Wahre Freiheit setzt die Suche nach Wahrheit – nach dem wahren Gut – voraus, und deshalb findet sie ihre Erfüllung genau darin, zu erkennen und zu tun, was richtig und gerecht ist. Die Wahrheit ist – mit anderen Worten – die Leitnorm der Freiheit, und das Gute ist die Vollkommenheit der Freiheit. Aristoteles definiert das Gute als „das, wonach alles strebt“, und führt dann weiter aus, daß „man freilich schon sehr zufrieden sein darf, wenn man auch nur einem Menschen zum wahren Wohl verhilft, aber schöner und göttlicher ist es doch, wenn dies bei einem Volk oder einem Staat geschieht“ (Nikomachische Ethik, 1; vgl. Caritas in veritate, 2). Die hohe Verantwortung, Aufnahmebereitschaft für die Wahrheit und das Gute zu wecken, kommt in der Tat allen zu, die im Bereich der Religion, der Politik und der Kultur Leitungsaufgaben inne haben, jedem auf seine Weise. Gemeinsam müssen wir das Ringen um die Freiheit und die Suche nach der Wahrheit in Angriff nehmen, die entweder Hand in Hand voranschreiten oder gemeinsam ele
Danke, liebe Helga für diesen grossen und aufschlussreichen Bericht. Sehr interessant!
AntwortenLöschenHerzlich
deine Liliane
27/09/2009 13.10.17
AntwortenLöschenBrünn: Gesellschaft ohne Gott „sinnlos“
Papst Benedikt XVI. hat die Katholiken in Tschechien erneut zu einem entschlossenen Eintreten für ihren Glauben aufgerufen. Das Kirchenoberhaupt erinnerte auch am zweiten Tag seines Pastoralbesuchs an die Märtyrer vergangener Jahrhunderte, legte aber den Schwerpunkt auf die aktuellen Herausforderungen der Gesellschaft. Viele Formen der Armut entstünden aus Isolation und der Ablehnung Gottes, sagte der Papst am Vormittag bei einem Gottesdienst im mährischen Brünn (Brno). Birgit Pottler berichtet:
Zu der Messe unter freiem Himmel in der katholisch geprägten Region hatten sich rund 150.000 Menschen versammelt. Es war die größte religiöse Zusammenkunft in der Geschichte der Tschechischen Republik. Zahlreiche Pilger aus der Slowakei, aus Ungarn und Polen sowie aus Österreich und Deutschland waren angereist.
Prinzip Hoffnung
Mit Blick auf die Bevölkerung Tschechiens - „das Volk dieses geschätzten Landes“ - Europas und der Menschheit war Hoffnung das Leitmotiv des Gottesdienstes. Sichere und verlässliche Hoffnung gründe allein in Gott so der Papst. Jeder der drei Besuchstage ist im Übrigen einer der so genannten „theologischen Tugenden“ Glaube, Hoffnung, Liebe gewidmet.
Sinnlosigkeit ohne Gott
Benedikt XVI. wörtlich:
„Die Erfahrung der Geschichte zeigt, zu welcher Sinnlosigkeit der Mensch gelangt, wenn er Gott von seinem Entscheidungs- und Handlungshorizont ausschließt.“
Die Erfahrung zeige auch, dass es „nicht einfach“ sei, eine Gesellschaft aufzubauen, die sich an den Werten des Guten, der Gerechtigkeit und der Brüderlichkeit orientiert, „weil der Mensch frei ist und seine Freiheit brüchig bleibt“.
Radikale Herausforderungen,
„von Übeln befreien, die den Geist bedrücken“
Die derzeitige kulturelle Situation in Tschechien stelle eine „radikale Herausforderung für den Glauben und folglich für die Hoffnung“ dar, so der Papst weiter. Er zitierte Passagen aus seiner zweiten Enzyklika und kritisierte die Verdrängung von Religion ins Privatleben, während „im öffentlichen Leben sich das Vertrauen in den wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt behauptet“ habe. Dieser Prozess sei zweideutig:
„Die technischen Entwicklungen und die Verbesserung der sozialen Strukturen sind wichtig und gewiss notwendig, doch reichen sie nicht aus, das moralische Wohl der Gesellschaft zu gewährleisten (vgl. Spe salvi, 24). Der Mensch muss von den materiellen Unterdrückungen befreit werden, aber er muss – und zwar tiefer – von den Übeln erlöst werden, die den Geist bedrücken.“
Märtyrer für Würde und Freiheit
Wie am Vortag erinnerte Benedikt XVI. an die Glaubenszeugen und verfolgten Christen der vergangenen Jahrhunderte:
„Hier, wie anderswo, haben in den vergangenen Jahrhunderten viele gelitten, um dem Evangelium treu zu bleiben, und haben die Hoffnung nicht verloren; viele haben sich aufgeopfert, um dem Menschen wieder Würde zu geben und den Völkern Freiheit.“
Namentlich nannte der Papst unter anderem den heiligen Priester und Ordensmann Klemens Maria Hofbauer (1751-1820), der aus dem Bistum Brünn stammte, und die selige Ordensfrau Maria Restituta Kafka (1894-1943). Sie wurde in Brünn geboren und in Wien von Nationalsozialisten ermordet.
Jeden Tag Christus verkünden
Auch heute dürften die Menschen angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen nicht „in Gleichgültigkeit verharren“, forderte Benedikt XVI. Viele Formen der Armut entstünden aus Isolation „aus dem Nicht-geliebt-Sein, aus der Ablehnung Gottes und aus einem ursprünglichen tragischen Verschließen des Menschen in sich selbst, der meint, sich selbst genügen zu können oder nur eine unbedeutende und vorübergehende Erscheinung zu sein“.
Die Welt dürfe sich nicht „bloß menschlichen Plänen verschreiben“. „Christus allein kann unsere sichere Hoffnung sein. Dies ist die Botschaft, die wir Christen jeden Tag mit unserem Zeugnis verbreiten sollen.“
Latein vereint
Benedikt XVI. hielt die Predigt auf Italienis
Liebe Helga,
AntwortenLöschenes ist immer wieder ein Erlebnis, diesem Mann zuzuhören. ErR hat die Fähigkeit, Zusammenhänge deutlich zu machen und die Menschen in der Seele zu treffen. Ich denke, egal, welcher politischer Fraktion jemand angehört, diese Worte über die Wahrheit, das Schöne und das Gute bewegen jeden.
Johannes
Lieber Johannes,
AntwortenLöschenich empfinde es so wie du, dieser Papst hat uns etwas zu sagen.
Liebe Grüße
Helga
27/09/2009 13.38.06
AntwortenLöschenSamstag: Ansprache im Veitsdom im Wortlaut
„Die Kirche verlangt keine Privilegien, sondern bittet nur darum, frei im Dienst aller und im Geist des Evangeliums wirken zu können.“ Das hat Papst Benedikt XVI. am Samstag bei einem Vespergottesdienst im Prager Veitsdom betont. Das Kirchenoberhaupt würdigte die Opfer der Katholikenverfolgung unter dem kommunistischen Regime und ermunterte gleichzeitig zu neuem Engagement in Caritas und Bildung.
Wir dokumentieren hier die Ansprache des Papstes in einer deutschen Übersetzung:
Liebe Brüder und Schwestern!
An euch alle richte ich den Gruß des heiligen Paulus, den wir in der Kurzlesung gehört haben: Gnade und Friede von Gott, unserem Vater! An erster Stelle gilt der Gruß dem Herrn Kardinal Erzbischof, dem ich für seine freundlichen Worte danke. Weiters grüße ich die anderen anwesenden Kardinäle und Bischöfe, die Priester und Diakone, die Seminaristen, die Ordensleute, die Katecheten und pastoralen Mitarbeiter, die Jugendlichen und die Familien, die Vereinigungen und kirchlichen Bewegungen.
Heute Abend sind wir an einem Ort versammelt, den ihr liebt und der ein sichtbares Zeichen dafür ist, wie stark die göttliche Gnade ist, die im Herzen der Gläubigen wirkt. Die Schönheit dieses tausendjährigen Gotteshauses ist in der Tat ein lebendiges Zeugnis für die reiche Geschichte des Glaubens und der christlichen Tradition eures Volkes – eine Geschichte, die insbesondere von der Treue derjenigen erhellt wird, die ihre Zugehörigkeit zu Christus und zur Kirche mit dem Martyrium besiegelt haben. Ich denke an die Gestalten der Heiligen Wenzel, Adalbert und Johannes Nepomuk, Meilensteine des Weges eurer Kirche. Zu ihnen gesellen sich die Beispiele des jungen heiligen Vitus, der lieber das Martyrium auf sich nahm, als Christus zu verraten, des heiligen Mönches Prokop und der heiligen Ludmilla. Ich denke an die Geschichte von zwei Erzbischöfen dieser Ortskirche im vorigen Jahrhundert, der Kardinäle Josef Beran und František Tomášek, wie auch von vielen Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Gläubigen, die mit heroischer Standhaftigkeit die kommunistische Verfolgung ertrugen und sogar schließlich ihr Leben hingaben. Woher haben diese mutigen Freunde Christi die Kraft genommen, wenn nicht aus dem Evangelium? Ja! Sie haben sich von Jesus faszinieren lassen, der gesagt hat: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mt 16,24). In der Stunde der Bedrängnis haben sie in ihrem Herzen ein weiteres Wort von ihm gehört: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Joh 15,20).
Der Heldenmut der Glaubenszeugen erinnert daran, dass nur aus der persönlichen Kenntnis Christi und der tiefen Verbindung zu ihm die geistliche Kraft bezogen werden kann, um die christliche Berufung voll zu verwirklichen. Nur die Liebe Christi macht das apostolische Handeln wirksam, vor allem in den Augenblicken der Bedrängnis und der Prüfung. Christus wie auch die Brüder und Schwestern zu lieben muss das Merkmal eines jeden Getauften und einer jeden Gemeinschaft sein. In der Apostelgeschichte lesen wir: „Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele“ (Apg 4,32). Und Tertullian, ein Kirchenschriftsteller der ersten Jahrhunderte, schrieb, dass die Heiden beeindruckt waren von der Liebe, die die Christen miteinander verband (vgl. Apologeticum XXXIX). Liebe Brüder und Schwestern, ahmt den göttlichen Meister nach, der „nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45). Die Liebe erstrahle in jeder eurer Pfarreien und Gemeinschaften, in den verschiedenen Vereinigungen und Bewegungen. Eure Kirche sei, gemäß dem Bild des heiligen Paulus, ein wohl aufgebauter Leib, der Christus zum Haupt hat und in dem jedes Glied einträchtig mit dem Ganzen handelt. Speist die Liebe zu Christus mit dem Gebet und das Hinhören auf sein Wort; nährt euch von ihm in der Eucharistie, und werdet mit seiner Gnade
Heilige Messe in Brünn mit Eucharistieverteilung
AntwortenLöschen27/09/2009 13.38.10
AntwortenLöschenSonntag: Predigt in Brünn im Wortlaut
„Die Erfahrung der Geschichte zeigt, zu welcher Sinnlosigkeit der Mensch gelangt, wenn er Gott von seinem Entscheidungs- und Handlungshorizont ausschließt.“ Daran hat Papst Benedikt XVI. am Sonntag bei einer Messe in Brünn erinnert. Das Kirchenoberhaupt erinnerte auch am zweiten Tag seines Pastoralbesuchs an die Märtyrer vergangener Jahrhunderte, legte aber den Schwerpunkt auf die aktuellen Herausforderungen der Gesellschaft. Viele Formen der Armut entstünden aus Isolation und der Ablehnung Gottes.
Wir dokumentieren die Predigt in einer deutschen Übersetzung:
Liebe Brüder und Schwestern!
„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Mt 11,28). Jesus lädt jeden seiner Jünger ein, mit ihm zu rasten, in ihm Stärkung, Halt und Ruhe zu finden. Diese Einladung richtet er im besonderen an unsere liturgische Versammlung, in der gleichsam eure ganze kirchliche Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri zusammenkommt. Alle und jeden grüße ich: an erster Stelle den Bischof von Brünn – dem ich auch für die freundlichen Worte danke, die er zu Beginn der Messe an mich gerichtet hat – sowie die Herren Kardinäle und die anderen anwesenden Bischöfe. Ich grüße die Priester, die Diakone, die Seminaristen, die Ordensleute, die Katecheten und pastoralen Mitarbeiter, die Jugendlichen und die zahlreichen Familien. Aufrichtige Grüße richte ich an die zivilen und militärischen Autoritäten, insbesondere an den Präsidenten der Republik mit seiner werten Gattin, an den Bürgermeister der Stadt Brünn und an den Präsidenten der Region Südmähren, eines geschichtsträchtigen Landes, reich an Kultur, Industrie und Handel. Darüber hinaus möchte ich herzlich die Pilger grüßen, die aus ganz Mähren und aus den Diözesen der Slowakei, Polens, Österreichs und Deutschlands gekommen sind.
Liebe Freunde, wegen des Charakters der heutigen liturgischen Versammlung habe ich gerne die Entscheidung mitgetragen, die euer Bischof erwähnt hat, die Schriftlesungen der heiligen Messe auf das Thema der Hoffnung abzustimmen: Ich habe diese Entscheidung übernommen mit dem Gedanken an das Volk dieses geschätzten Landes wie auch an Europa und die gesamte Menschheit, die nach etwas dürstet, worauf sie ihre eigene Zukunft stützen kann. In meiner zweiten Enzyklika Spe salvi habe ich hervorgehoben, dass die einzige „sichere“ und verlässliche“ Hoffnung (vgl. Nr. 1) in Gott gründet. Die Erfahrung der Geschichte zeigt, zu welcher Sinnlosigkeit der Mensch gelangt, wenn er Gott von seinem Entscheidungs- und Handlungshorizont ausschließt, und wie es nicht einfach ist, eine Gesellschaft aufzubauen, die sich an den Werten des Guten, der Gerechtigkeit und der Brüderlichkeit inspiriert, weil der Mensch frei ist und seine Freiheit brüchig bleibt. Die Freiheit muss daher ständig neu für das Gute gewonnen werden, und die nicht einfache Suche nach „den rechten Ordnungen der menschlichen Dinge“ ist eine Aufgabe, die allen Generationen auferlegt ist (vgl. ebd., 24-25). Das ist der Grund, liebe Freunde, warum wir hier sind, um vor allem zu hören, um ein Wort zu hören, das uns den Weg weist, der zur Hoffnung führt; ja, um das Wort zu hören, das allein feste Hoffnung geben kann, weil es Gottes Wort ist.
In der ersten Lesung (Jes 61,1-3a) stellt sich der Prophet als einer vor, dem die Sendung übertragen ist, allen Niedergeschlagenen und Armen die Befreiung, Trost und Freude zu verkünden. Diesen Text hat Jesus aufgriffen und sich in seiner Verkündigung zu eigen gemacht. Ja, er hat ausdrücklich gesagt, dass die Verheißung des Propheten sich in ihm erfüllt hat (vgl. Lk 4,16-21). Sie hat sich vollständig verwirklicht, als er durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten uns von der Knechtschaft des Egoismus und des Bösen, der Sünde und des Todes befreit hat. Dies ist die Botschaft des Heils – alt und immer neu –, welche die Kirche von Generation zu Generation verkündet: den gekreu
27/09/2009 17.53.36
AntwortenLöschenSonntag: Ansprache an Ökumene-Vertreter im Wortlaut
Christen sind nach Worten von Papst Benedikt XVI. zur Ökumene verpflichtet, um «Europa seine Wurzeln in Erinnerung zu rufen». Ein europäisches Verständnis von Gerechtigkeit, Freiheit und sozialer Verantwortung sei vom christlichen Erbe geprägt, sagte der Papst bei einem Ökumenetreffen mit Vertretern zehn christlicher Bekenntnisse am Sonntag in der Prager Burg. Nachdrücklich wandte sich Benedikt XVI. gegen eine Verbannung des Christentums aus dem öffentlichen Leben.
Wir dokumentieren die Ansprache in einer deutschen Übersetzung:
Meine sehr verehrten Herren Kardinäle und Mitbrüder im Bischofsamt!
Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Ich danke dem allmächtigen Gott für die Gelegenheit, mit Ihnen, den Vertretern der verschiedenen christlichen Gemeinschaften dieses Landes, zusammenzukommen. Ich danke Herrn Doktor Černý, dem Präsidenten des Ökumenischen Rates der Kirchen in der Tschechischen Republik, für die freundlichen Begrüßungsworte, die er in Ihrer aller Namen an mich gerichtet hat.
Meine lieben Freunde, Europa durchlebt weiterhin viele Veränderungen. Es ist kaum zu glauben, dass erst zwei Jahrzehnte vergangen sind, seitdem der Zusammenbruch der damaligen Regime den Weg für einen schwierigen, aber fruchtbaren Übergang zu einer demokratischen politischen Struktur geebnet hat. Während dieser Zeit haben sich Christen mit anderen Menschen guten Willens zusammengeschlossen, um zum Aufbau eines gerechten politischen Gefüges beizutragen, und sie stehen weiterhin im Dialog miteinander, um neue Wege für gegenseitiges Verständnis, Mitwirkung am Frieden und Förderung des Gemeinwohls zu bahnen.
Nichtsdestoweniger wurden neue Versuche unternommen, den Einfluss des Christentums auf das öffentliche Leben zurückzudrängen – zuweilen unter dem Vorwand, dass seine Lehre schädlich sei für das Wohl der Gesellschaft. Dieses Phänomen gibt uns zu denken. Wie ich in meiner Enzyklika über die christliche Hoffnung dargelegt habe, soll uns die künstliche Trennung des Evangeliums vom intellektuellen und öffentlichen Leben veranlassen, sowohl eine „Selbstkritik der Neuzeit“ als auch eine „Selbstkritik des neuzeitlichen Christentums“ vorzunehmen, vor allem in Bezug auf die Hoffnung, die das Denken der Neuzeit und das Christentum der Menschheit anbieten können (vgl. Spe salvi, 22). Fragen wir uns, was das Evangelium der Tschechischen Republik und ebenso auch ganz Europa heute zu sagen hat – in einer Zeitepoche, die durch ein Anwachsen verschiedenster Weltanschauungen geprägt ist?
Das Christentum hat auf der sozialen und ethischen Ebene viel zu bieten; denn das Evangelium hört nie auf, Menschen anzuregen, sich selbst in den Dienst ihrer Brüder und Schwestern zu stellen. Nur wenige würden dies bestreiten. Außerdem wissen jene, die mit den Augen des Glaubens ihren Blick auf Jesus von Nazaret gerichtet haben, dass Gott uns eine tiefere Wirklichkeit zeigt, die jedoch untrennbar mit der „Ökonomie“ der Liebe verbunden ist, die in dieser Welt erfahrbar wird (vgl. Caritas in veritate, 2): Er schenkt Heil.
Der Begriff des Heils hat verschiedene Bedeutungen, und doch drückt er etwas Grundlegendes und Universales über die Sehnsucht des Menschen nach Wohlergehen und Ganzheit aus. Das Heil bezieht sich auf das sehnliche Verlangen nach Versöhnung und Gemeinschaft, das wie von selbst in der Tiefe des menschlichen Geistes erwacht. Es ist die zentrale Wahrheit des Evangeliums und das Ziel, auf das jegliche Evangelisierung und pastorale Tätigkeit hingeordnet sind. Und es ist der Maßstab, an dem die Christen immer wieder neu ihren Blick orientieren, wenn sie sich bemühen, die Wunden vergangener Spaltungen zu heilen.
In dem Zusammenhang hat der Heilige Stuhl – wie Herr Dr. Černý erwähnte – im Jahre 1999 zu einem Internationalen Symposium über Jan Hus eingeladen, welches die Erörterung der komplexen und turbulenten Religionsgeschichte dieses Landes und Europas im allgemeinen weiterführt (vgl. Johannes Paul II.