
M E N S C H E N B I L D
Ein altes Weisheitswort sagt, dass der Mensch sich in jener Richtung entwickelt, aus der er glaubt, herzukommen.
Nun, wenn wir uns die heutigen Tendenzen anschauen, sind zumindest Zweifel erlaubt, ob wir wirklich vom Lieben Gott kommen oder ob der Geruch des Dschungels an uns hängt.
Die Frage, woher der Mensch kommt beinhaltet dann auch gleichzeitig die andere Frage, wer oder was wir sind.
In allen Kulturen gehörte diese Frage zu den Kernpunkten menschlicher Suche und menschlicher Erkenntnis. Das Bild vom Menschen reicht vom Halbgott der Mythologien über das Kind Gottes der Religionen- bis zum Endglied einer langen tierischen Evolution von der Amöbe bis zu einem von den Bäumen heruntergestiegenen "Affen" der Naturwissenschaft.
Das scheint wirklich widersprüchlich und man kann es niemandem verdenken - vor allem jungen Menschen nicht - wenn sie nicht bereit sind, sich mit solchen Ungereimtheiten abzufinden und die Meinung vertreten, bevor wir weitere Raketen in Richtung ferner Sonnensysteme schiessen, wäre es vielleicht angebracht, die Erkenntnisse über den Menschen etwas zu erweitern. Es könnte ja sein, dass das moderne Menschenbild, das zu den selbstverständlichen Lehrinhalten aller Schulen gehört, die Unmenschlichkeit unserer Welt mit zu verantworten hat.
Junge Menschen lernen ja auch im Geschichtsunterricht, dass erst vor zwei Generationen selbsternannte Halbgötter alle andern zu "Halbmenschen" degradiert haben ...
Die rein biologische Definition des Menschen macht Begriffe wie Ethik, Einsicht, Verantwortung oder Gewissen zu Farcen. Die Natur produziert kein Gewissen; die Natur produziert nur sich selbst. Und zu Geist kann man keinen erziehen oder bilden, wenn er keinen hat.
Die Frage lässt sich so formulieren:
Ist der einzelne Mensch ein Jemand oder ein Etwas? Und wenn sie jetzt innerlich empört empfinden: natürlich ist er jemand, das wissen wir doch als Christen, so müssen wir aber beschämt eingestehen, dass dieses "Wissen" nicht gerade markante Spuren hinterlässt.
Wenn der Mensch ein Etwas ist, so sind Impulse wie Kultur, Moral, Religion, Philosophie- Hohlräume. Diese Dinge sind keine chemischen Reaktionen unserer Verdauung. Und dann spielt es keine Rolle, was wir tun. Dann gibt es weder gut noch böse, noch Menschlichkeit.
Wenn der Mensch kein Wesen ist, so ist Menschlichkeit unwesentlich.
Die Natur ist weder gut noch böse. Sie folgt ihren ureigenen Gesetzen von Werden und Vergehen. Keiner hält den Löwen für "böse", weil er die Gazelle reisst. Moral und Ethik, wie sich die Menschheit im Laufe ihrer Entwicklung immer wieder gesucht, gefunden und wieder verloren hat, haben auf der Stufe der Natur keine Bedeutung. " Natürlich " ist der Mensch weder gut noch böse.
Die Frage ist nun: bringt der Mensch den Sinn für das Gute und den Abscheu gegen das Böse mit, wenn er auf die Welt kommt- oder muss ihm dies von Grund auf beigebracht werden?
Sie hören es schon in der Frage: wenn er "kommt", so ist er jemand und bringt etwas mit; wird er aber "gemacht"- was soll er denn mitbringen? ...
Wenn ein Kind aber nichts mitbringt an Menschentum, so können wir nicht mehr reden von " Entfaltung ", " Begabung ", und " Förderung". Dann ist Dressur angesagt.
Wenn wir wirklich davon ausgehen, dass dem Neuankömmling all das bei-gebracht werden muss, was wir Sinn, Menschlichkeit, Mitleid, Gewissen und das Gute nennen, so bleibt das Mass all dieser Ansprüche stets das selbe, denn das Niveau unserer Nachkommen wäre dann im besten Fall unseres. Eine " bessere Welt " wäre also illusorisch!
Wenn wir eine menschlichere Welt wollen, so müssen wir den Menschen, das Menschenbild, das uns durch die Jahrhunderte abhanden gekommen ist, zurückholen. Das finden wir aber weder im Weltall noch im Internet noch in den Labors der Wissenschaften- oder im Modejournal.
Wenn der Mensch nicht als Ganzes, als vollständiges geistiges- seelisches-leibliches Wesen Platz hat in dieser Welt, so wird auch nur jener Teil den Ton angeben, den wir anerkennen, seine Natur.
Und die ist gefrässig, triebgebunden, und sterblich und deshalb ist das Überleben ihr oberstes Prinzip.
Der Geist ringt um seine Ideale, um Lauterkeit, um Echtheit, um Freiheit, um Gelassenheit und dies nicht nur für sich, sondern für alle.
Wenn man Zeitgenossen fragt, was "Geist" sei, dann geht das los mit "Schlossgespenst", mit "Erscheinung bei Neumond" und "im alten Haus geht noch der Geist eines Verstorbenen um"; oder "der Geist sitzt in meinem Gehirn". Soweit die volkstümlichen Definitionen.
Dann ist da der Geist als zeitprägendes Signum: Im Geist der alten Griechen oder der Geist der Eidgenossenschaft, der humanistische Geist, oder der Geist des Fortschritts.
Am klarsten umrissen wird der Begriff des Geistes, wenn damit die Individualität gemeint ist und zwar die, die als solche zu erkennen ist: der Einzelne. Der Geist des Sokrates, der Geist des Bruder Klaus oder der Geist eines Albert Einstein. Und dann als höchste Annäherung an den Begriff: der Geist Christi, der Heilige Geist, der Geist Gottes.
In einer Schulklasse sagte ein Zwölfjähriger auf diese Frage: " Der Geist - das bin ich. Jedenfalls bin ich dran einer zu werden." Der Bub hat etwas klar erkannt: auf das Quantum kommt es nicht an, sondern auf die Art, auf das Prinzip. Ich sehe nicht, dass der Mensch das "Ebenbild Gottes" ist, aber ich halte es für möglich, dass er es werden kann!
Ein winziger Eichensprössling ist schon eine Eiche- und ein neugeschlüpftes Adlerküken ist bereits ein richtiger Adler.
Keinem von uns würde es einfallen zu sagen, ein Neugeborenes sei noch "kein Mensch". Aber diesen Begriff beinhaltet den Geist des Menschen, sein Wesen.
Dieses Wesen ist Bürger einer andern Welt und kommt als Gast auf diese Erde. " Mein Reich ist nicht von dieser Welt", sagt Christus ...
Ebenso spricht er vom "Geist der Wahrheit" und von der "Freiheit des Geistes". " Ich sende euch den Geist".
Um ihn aber zu empfangen oder auch bloss zu spüren, muss ich einer sein!!
Der Geist ist nicht irgend etwas, das in unserem Gehirn mehr oder weniger "funktioniert" als biologische Konsequenz unseres Daseins! Der Geist ist das Wesen, das wir ICH nennen.
Wenn wir der Überzeugung sind, dass der Mensch ein Wesen ist, dem die Unsterblichkeit innewohnt, so muss der geistige Aspekt einen andern Stellenwert bekommen in unserem Alltag. Ich glaube persönlich nicht, dass wir ein Leben lang den Geist ignorieren können und dann, jenseits der Todes-Schwelle wird uns einer geschenkt.
HERAUSFORDERUNG ist das Zauberwort. Ich muss das Wesen im andern Menschen ansprechen, sein Ich.
Die Individualität eines Menschen erwacht nur, wenn wir sie rufen! Wenn der Mensch mit einem göttlichen Erbe ausgestattet ist, dann bedeutet jeder Mensch einen göttlichen Einschlag in unserer irdischen Realität. Und dann ist das, was jeder Mensch, jedes Kind mitbringt, wesentlicher und heilsamer, als was die Gesellschaft ihm zu geben hat.
Dann ist jedes Neugeborene eine Chance - für uns alle! Und dann muss es das oberste Gebot von Erziehung, Schule und Bildung werden, diese Chance zu nutzen, indem wir unser Augenmerk nicht so sehr auf das richten, was wir den Kindern zu sagen haben, sondern auf das, was sie uns mitbringen .. denn sie kommen von der Quelle!
Charles Darwin, der Vater der Evolutionstheorie, war ein gläubiger Christ. Dass "der Mensch vom Affen abstammt", hat er nie behauptet. Seine Forschung bezog sich ausschliesslich auf die NATUR des Menschen, auf seinen KÖRPER. Es ist ein fatales Missverständnis, seine Evolutionstheorie auf den Menschen schlechthin zu beziehen!
Das, was den Menschen zum Menschen macht, ist nicht Fazit der Evolution. Die Entwicklung der Natur musste sich erst soweit verfeinern, dass der Mensch sich mit ihr verbinden konnte.
Wenn es in der Genesis heisst, dass Gott am letzten Schöpfungstag dem "Leib aus Erde" Seinen Geist einhauchte, so ist damit exakt jener Augenblick geschildert, an dem die Natur für die Aufnahme des Menschenwesens bereit war. Der Mensch als Wesen ist viel älter und dieses Wesen bleibt bei Gott, bis er es veräussert und gehen lässt.
Und dieser Augenblick ist auch historisch, wenn Sie wollen wissenschaftlich genau auszumachen. Es ist jener Zeitpunkt, an dem die Natur zum atemberaubenden Sprung zur Kultur ansetzt: der aufrechte Gang, die freie Hand, die Sprache, die bildhafte Darstellung von Mensch und Welt und die Anfänge des bewussten sorgenden Tuns der "Arbeit". Es muss zuerst jemand "drin" sein, bevor es zum Aus-druck kommt! Und der Geist kann nicht von der Natur abstammen; das ist Unfug ... Mozarts Musik oder Goethes Literatur ist nicht Folge eines chemischen Prozesses.
Nur eine Haltung, die am Menschen ausser seiner "Natur nichts wahrnimmt, erklärt das Tier zum "Vorfahren des Menschen". Das nennt man die materialistischen Menschen- und Weltsicht.
Aber auf dieser Grundlage, werden wir keines der anstehenden Probleme lösen: Gewalt, Rassismus, Fanatismus, Egoismus, fehlende Menschenwürde, Gier, Oberflächlichkeit oder Genussucht!
All jene Ideale, wie wir als Menschen haben- und die die Vorstellung einer besseren Welt ausmachen - Friede, Gerechtigkeit, Güte, Mitleid, Würde, Einsicht, wirkliches Denken, die Idee und die Freiheit- sie alles sind Attribute des Geistes.
Und es wird Zeit, dass wir die Wirklichkeit des Geistes in die Realität unserer Welt einbeziehen. Sie allein schafft die Voraussetzung für eine bessere Welt!
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FÜRBITTEN NACH DIESER PREDIGT
AntwortenLöschenHerr Jesus Christus ..
Du sandtest uns den Geist, damals- und in Deiner für uns unermesslichen Güte, tust Du
es bis heute:
In jedem Neugeborenen .. Du hältst Dein Versprechen "bis ans Ende der Tage".
Vor lauter Unwesentlichkeiten scheint aber uns der Sinn für das Wesentliche zu schwinden.
- Herr, Du hast uns ausgestattet mit dem Drang zu wissen.
Steh' uns bei in unserer Verwirrung, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden
Wir bitten Dich- erhöre uns!
- Herr, wie schon im Paradies, sind wir immer noch leicht zu beeinflussen. Unser Selbstvertrauen
ist oft ziemlich klein und wir halten "gelehrtes Wissen" schnell für Wahrheit. Gib uns den Mut des
Gewissens, wieder auf unsere innere Stimme zu hören.
Wir bitten Dich - erhöre uns!
- Wir beten immer wieder: " Dein Reich komme .. Dein Reich, von dem Du sagst, es sei nicht von
dieser Welt". Hilf uns zu begreifen, dass wir selbst Teil jenes Reiches und nur Gast sind auf dieser
Welt.
Wir bitten dich - erhöre uns!
So wollen wir uns nicht weiterhin einschläfern lassen durch geistlose Unwesentlichkeiten. Wenn wir die Verantwortung für diese Welt nicht übernehmen, so entgleitet sie uns.
Wenn WIR nicht dem Geist Platz schaffen in dieser Welt, so tut es niemand.
Christus hat Seinen Teil - den grössten - dazu beigetragen. Er hat uns gezeigt, dass der Geist selbst den Tod überwindet.
Ihm nachzufolgen heisst, nicht unsere " Natur " stets als Entschuldigung vorzuschieben.
Wir SIND mit einem Geist ausgestattet.
IHN IMMER MEHR ZU WECKEN - BEDEUTET MENSCHWERDUNG
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