Sonntag, 1. Mai 2011

Seligsprechung von Johannes Paul II in Rom





Papst Johannes Paul II.




Die Seligsprechung auf dem Petersplatz



Mehr als eine Million Menschen haben an diesem Sonntag die Seligsprechung Johannes Pauls II. am Petersplatz gefeiert. Dicht gedrängt standen die Menschen vom Petersplatz zurück bis hinter die Engelsburg.

„Habt keine Angst!“, unter diesem zum Leitwort gewordenen Satz aus der ersten Ansprache Johannes Pauls II. stand die gesamte Feier. Und um 10.37 Uhr war es dann soweit: Zu Beginn der Messfeier, nachdem der Generalvikar für das Bistum Rom, Kardinal Agostino Vallini, den Papst offiziell um die Seligsprechung gebeten und eine Vita des 2005 verstorbenen Papstes vorgelesen hatte, nahm Benedikt XVI. die Seligsprechung vor.

„Wir haben den Wunsch unseres Mitbruders Agostio Vallini entgegengenommen, unseres Generalvikars für das Bistum Rom, und von vielen anderen Brüdern im Bischofsamt und von vielen Gläubigen. Nachdem wir die Meinung der Kongregation für die Heiligsprechungen angehört haben, erlauben wir nun mit unserer apostolischen Autorität, dass der verehrungswürdige Diener Gottes Papst Johannes Paul II. von jetzt an selig genannt werden darf und dass sein Gedenktag an den Orsten und nach den Weisen, die das Kirchenrecht festgesetzt hat, jährlich am 22. Oktober gefeiert wird.“(rv)

Gedanken aus der Predigt von Papst Benedikt XVI. bei der  Seligsprechung seines Vorgängers Papst Johannes Paul II.

„Reißt die Tore weit auf für Christus! Was Johannes Paul erbat, das hat er selbst als erster vorgemacht“

„Groß war der Schmerz über den Verlust, aber noch größer war die Erfahrung einer unendlichen Gnade, die Rom und die ganze Welt umfing: die Gnade, die wie die Frucht des ganzen Lebens meines geliebten Vorgängers und besonders seines Zeugnisses im Leiden war. Schon an jenem Tag spürten wir den Duft seiner Heiligkeit ausströmen, und das Volk Gottes hat auf viele Weisen seine Verehrung für ihn zum Ausdruck gebracht. Daher wollte ich, dass sein Seligsprechungsprozess- unter entsprechender Beachtung der Vorschriften der Kirche ziemlich rasch vorangehen konnte. Und heute ist der erwartete Tag gekommen; er ist schnell gekommen, weil es dem Herrn so gefallen hat: Johannes Paul II. ist selig!“

Die Feier der Seligsprechung sei ganz bewusst auf diesen Tag gelegt worden, den Johannes Paul der Feier der Göttlichen Barmherzigkeit gewidmet habe. Gleichzeitig sei er selbst am Vorabend dieses Festes gestorben. Schließlich sei der 1. Mai das Fest Josefs des Arbeiters, alles Elemente, die helfen würden, Johannes Paul zu verstehen.

„Heute erstrahlt vor unseren Augen im vollen geistlichen Licht des auferstandenen Christus die Gestalt des geliebten und verehrten Johannes Paul II. Heute wird sein Name der Schar der Heiligen und Seligen hinzugefügt, die er während der fast 27 Jahre seines Pontifikates heilig- und seliggesprochen hatte. Dabei hatte er nachdrücklich an die allgemeine Berufung zum hohen Maß des christlichen Lebens – zur Heiligkeit – erinnert, wie sie die Konzilskonstitution Lumen gentium über die Kirche bekräftigt hatte. Alle Glieder des Volkes Gottes – Bischöfe, Priester, Diakone, Laien, gottgeweihte Männer und Frauen – wir alle sind auf dem Weg zur himmlischen Heimat.“

Die Botschaft, für die Johannes Paul stand, habe er bereits zu Beginn seines Pontifikates verkündet:

„’Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!’ Was der neugewählte Papst von allen erbat, das hat er selbst als erster vorgemacht: Er hat die Gesellschaft, die Kultur, die Bereiche der Politik und der Wirtschaft für Christus geöffnet. Mit der Kraft eines Riesen – die er von Gott erhalten hat – hat er eine Tendenz umgedreht, die unumkehrbar erscheinen mochte. Mit seinem Zeugnis des Glaubens, der Liebe und des apostolischen Mutes, das von einer großen Menschlichkeit begleitet wurde, hat dieser beispielhafte Sohn der polnischen Nation den Christen auf der ganzen Welt geholfen, keine Angst zu haben, sich Christen zu nennen, zur Kirche zu gehören und vom Evangelium zu sprechen. Mit einem Wort, er hat uns geholfen, keine Angst vor der Wahrheit zu haben, denn die Wahrheit ist die Garantie der Freiheit. Noch einmal ganz kurz, er hat uns die Kraft wiedergegeben, an Christus zu glauben, weil Christus Redemptor hominis, der Erlöser des Menschen ist“

Zum Abschluss der Predigt erinnerte sich Benedikt XVI. aber auch an seine eigene Zeit als Mitarbeiter des neuen Seligen

„Ab 1982, als er mich als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre nach Rom berief, konnte ich ihn 23 Jahre lang aus der Nähe erleben und habe seine Person immer mehr geschätzt. Mein Dienst wurde durch seine spirituelle Tiefe und den Reichtum seiner Intuition getragen. Sein beispielhaftes Beten hat mich immer berührt und erbaut: Er tauchte ein in die Begegnung mit Gott, auch inmitten der vielfältigen Obliegenheiten seines Dienstes. Und dann sein Zeugnis im Leiden: Der Herr hat ihm allmählich alles genommen, aber er ist stets der „Fels“ geblieben, wie Christus es gewollt hat. Seine tiefe Demut, die in der inneren Einheit mit Christus wurzelte, hat es ihm erlaubt, die Kirche weiter zu leiten und der Welt eine noch beredtere Botschaft zu geben – gerade in der Zeit, als seine physischen Kräfte abnahmen. … Selig bist du, geliebter Papst Johannes Paul II., weil du geglaubt hast! Wir bitten dich, stärke vom Himmel her weiter den Glauben des Volkes Gottes. Amen.“

Während der Seligsprechung auf dem Petersplatz dabei war unser Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord. Wie war das, dabei zu sein?

„Zunächst einmal war es unglaublich voll. Die Organisatoren haben das Ganze wunderbar im Griff gehabt, aber bei der Masse Menschen in einer Stadt ist das gar nicht so einfach. Ich habe eine würdige aber auch sehr freudige Feier erlebt. Und als Höhepunkt kam genau mit der Seligsprechung auch die Sonne hervor. Augenzwinkernd kann man das also als himmlische Zustimmung deuten. Aber im Ernst, die weltweite Kirche hat gefeiert.“

Vor sechs Jahren hat man auf dem Platz ‚santo subito’ gehört, ist die Verehrung für Johannes Paul ungebrochen?

„Zur Seligsprechung gehört die fama sanctitatis, also der Ruf der Seligkeit unter den Gläubigen. Das konnte man heute sehen. Und hören. Da feierte sich die Kirche nicht selber, da haben Hunderttausende einen Gläubigen gefeiert, der für sie Vorbild im Glauben und ein großer Verkündiger war. Und der nun als Seliger verehrt wird. Das Andenken und die Verehrung für diesen Papst ist vielleicht nicht mehr von den emotionalen Momenten seines Todes und den letzten ausdrucksstarken Lebensjahren geprägt, man sieht jetzt wieder auf das ganze Leben des Papstes, aber die Verehrung ist ungebrochen. Und das ‚santo subito’ war auch heute wieder zu hören.“

Hier vor dem Radio hat man Jubel und Applaus gehört und aus dem Fenster können wir die Menschenmassen sehen, wie hat sich das auf dem Platz von einer der anderen kirchlichen Großevents unterschieden.

„Die Menschen haben einen Seligen gefeiert. Da war wenig Festivalcharakter oder Geschiebe, es wurde gebetet und gefeiert. Die Stille, die bei Papstgottesdiensten mittlerweile ein fixes Element ist, war besonders beeindruckend. Die Menge, so divers und müde sie auch war, sie hat dort Gottesdienst gefeiert.“

Von den angereisten Pilgern konnten ja nicht alle auf dem Platz oder auch nur auf der Straße zum Petersdom dabei sein.

„Es gab jede Menge Menschen, die nichts sehen und kaum etwas hören konnten. Und doch waren sie dabei. Wie mir ein Techniker nachher sagte: Hier kann man Glauben sehen.“

Abschließende Worte von Papst Benedikt
Den Abschluss der Seligsprechungsfeierlichkeiten bildete das Gebet des Regina Coeli, Papst Benedikt grüßte die angereisten Pilger noch einmal in verschiedenen Sprachen. Auf deutsch sagte er:

„Der selige Papst Johannes Paul II. steht uns noch lebendig vor Augen, wie er uns die Frische des Evangeliums verkündet und die Barmherzigkeit Gottes und die Liebe Christi in seinem Wirken verkörpert hat. Bitten wir den neuen Seligen, dass auch wir frohe Zeugen der Gegenwart Christi in der Welt sind. Der Frieden des auferstandenen Herrn geleite euch auf allen Wegen.“ (rv)

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