Freitag, 9. Dezember 2011

Advents-Impuls 09.12.11

Impuls vom 09.12.2011

Mk 2,15-17

2. Advent 2010.jpg
Und als Jesus im Haus des Levi beim Essen war, aßen viele Zöllner und Sünder zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Schriftgelehrten, die zur Partei der Pharisäer gehörten, sahen, dass er mit Zöllnern und Sündern aß, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann er zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Jesus hörte es und sagte zu ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.



"Soll doch jeder Mensch so leben können, wie er es für richtig hält. Ich bin tolerant." Bin ich das wirklich? Sie kennen sicher auch, dass Menschen aus Ihrer näheren Umgebung Verhalten an den Tag legen oder Ansichten vertreten, die so gar nicht die eigenen sind. Schnell ist man und frau peinlich berührt und schweigt dann auch mal, wenn Kommentare kommen wie: Was ist denn mit dem los?! Tickt die noch richtig? Wie kann man bloß?! Wenn gegen eigene Grundsätze und Wertvorstellungen oder die übliche Etikette verstoßen wird, ist das mit der Toleranz so eine Sache.

Ich kann gut nachvollziehen, dass es den engsten Vertrauten von Jesus ähnlich ging. Peinlich berührt, wenn er tut, was man nicht tut: Sich mit solchen abgeben, die gesellschaftlich - vornehm ausgedrückt - als zwielichtig zu bezeichnen sind. Auf die Frage der Religionsgelehrten: "Wie kann er mit Zöllnern und Sündern essen?" fällt ihnen keine schlüssige Erklärung ein. Vielleicht dachten sie genauso. Zöllner galten als Kollaborateure und Halsabschneider, und zu den Sündern wurden beispielsweise Aussätzige und Dirnen gezählt. Nicht gerade die fromme und feine Gesellschaft!

Jesus beantwortet die Anfrage ganz schlicht: "Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken."

Ob diese Antwort die Frager zufriedengestellt hat, wissen wir nicht. Das scheint mir auch nicht entscheidend zu sein. Entscheidend ist für mich: Jesus ist gekommen, um die zu rufen, bei denen nicht immer alles perfekt ist, denen Schuld und Versagen nicht fremd sind, die die Schattenseiten des Lebens kennen. Das sind - ehrlich betrachtet - doch auch eigene Lebenserfahrungen, meine eigenen Lebenserfahrungen.

Wie gut, dass es da Einen gibt, der vorbehaltlos auf mich ohne Berührungsängste zugeht, ein heilendes Wort für mich spricht und eine heilende Geste für mich bereit hält. Wie gut, dass es Einen gibt, der sich nicht scheut, im Haus und am Tisch meines Lebens zu Gast zu sein, weil ich es ihm wirklich wert bin

Quelle: Advent-Online    Mathea Schneider.

1 Kommentar:


  1. IMPULS

    Albert der Große





    Kann ein frommer Mensch gescheit sein und ein gescheiter fromm? Durchaus! Das eine schließt das andere nicht aus.

    Niemand braucht, wenn er fromm sein will, das Denken an der Kirchentür abgeben. Niemand braucht als gläubiger Mensch seinen Denkapparat, den Verstand, der uns ja auch von Gott gegeben ist, ausschalten.

    Ein Beispiel dafür ist Albert der Große. Er hat Glauben und Denken verbunden. Er hat Wissenschaft und Weisheit verknüpft.

    „Doctor universalis“ haben ihn schon seine Zeitgenossen voll Hochachtung und Staunen genannt. Albert war wirklich ein Universalgelehrter, ein „doctor universalis“ auf Grund seiner vielfältigen Begabungen und wegen seiner umfassenden Geistesbildung. Er beherrschte das gesamte Wissen seiner Zeit, was manch einem nicht nur phänomenal, sondern fast unheimlich vorgekommen sein mag.

    Albert befasste sich nicht nur mit Philosophie und Theologie, sondern auch mit den verschiedenen Naturwissenschaften, besonders mit der Tier- und Pflanzenkunde. Er gilt als der bedeutendste Naturforscher des Mittelalters und war wohl der erste moderne Naturwissenschaftler überhaupt.

    Während seine Zeitgenossen sich in Sachen Naturkenntnis – wie damals eben üblich – auf die Lehren der Vergangenheit verließen, begann er – ganz ungewöhnlich - die Natur genau zu beobachten und mit ihr zu experimentieren. Dabei bediente er sich als erster ganz systematisch der Methoden, die Jahrhunderte später in der Naturwissenschaft ausgebaut und verfeinert wurden.

    Albertus Magnus gab sich auch nicht mit dem überkommenen theologischen Lehrgebäude zufrieden. Er spürte, dass sich in Europa eine neue Art des Denkens ausbreitete, das an den christlichen Glauben neue Fragen stellte. Er griff dieses Denken, die bis dahin vernachlässigte Philosophie des Aristoteles, entschlossen auf und suchte sie für die Theologie nutzbar zu machen.
    Damit geriet er in Konflikt mit der kirchlichen Tradition, bereitete aber den Weg für die großartige theologische Leistung seines Schülers Thomas von Aquin, der den Aristotelismus in sein Denksystem einbaute und das religiöse Denken bis in unsere Zeit entscheidend geprägt hat.

    In aller philosophisch-theologischen und naturwissenschaftlichen Forschung ist der hochintelligente und supergescheite Albertus Magnus ein tieffrommer Mensch, für den alle Wissenschaft zur tieferen Erkenntnis Gottes führen soll.
    Von ihm ist der Satz überliefert: „Die vornehmste Kraft des Menschen ist die Vernunft. Das höchste Ziel der Vernunft ist die Erkenntnis Gottes.“
    Immer noch besteht in vielen Kreisen die Meinung, moderne Naturwissenschaft und christlicher Glaube stünden sich unvereinbar und unversöhnt gegenüber. Aber gibt es nicht zahlreiche Biologen, Physiker und Chemiker, die gerade durch die Ergebnisse ihrer Forschung zur Erkenntnis Gottes hingelangt sind, „moderne Wissenschaftler“, die – wie Albert der Große – gläubige Menschen waren oder sind?

    Gewiss für Albert mag es leichter gewesen sein, für ihn war es gleichsam selbstverständlich, in den Wundern und Geheimnissen der Natur die Größe Gottes zu erkennen und seine Herrlichkeit zu bewundern. Denn er lebte – wie der mittelalterliche Mensch überhaupt – aus einer selbstverständlichen religiösen Schau.

    Für uns Menschen von heute ist es schwieriger, weil wir in einer Umwelt leben, wo der selbstverständliche „religiöse Blick“ auf die Welt weithin verlorengegangen ist.
    Ob wir aber diesen Blick nicht neu einüben müssten, damit all unser menschliches Forschen und Denken tiefer ins Geheimnis Gottes hineinführt und uns hilft –wie Albert sagt - „Menschen nach dem allerliebsten Willen Gottes zu werden“?

    „Mensch nach dem allerliebsten Willen Gottes werden!“ Dieser Ausspruch von Albert zeigt, dass er sich nicht zufrieden gab mit der bloßen Erkenntnis Gottes.

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