Sonntag, 22. März 2009

ENGEL - DIE NEUN CHÖRE - VISIONEN VON HILDEGARD VON BINGEN


FORTSETZUNG -2-



Vom Aussehen der Erzengel und seiner Bedeutung

Deshalb haben sie im zweiten Chor gleichfalls Flügel an der Brust und Menschenantlitze, in denen auch das Bild des Menschensohnes wie in einem Spiegel aufleuchtet. Das sind die Erzengel; auch sie achten im Verlangen nach Einsicht nach dem Willen Gottes und offenbaren an sich die Schönheit der Vernunft. Sie verherrlichen das fleischgewordene Wort Gottes auf lauterste Weise; denn in Erkenntnis der geheimen Ratschlüsse Gottes kündigten sie oft die Geheimnisse der Menschwerdung des Gottessohnes mit ihren Zeichen an.

Doch kannst du an keinem der beiden Chöre mehr von ihrer Gestalt erkennen. Denn in den Engeln und Erzengeln sind viele verborgene Geheimnisse, die der menschliche Verstand unter dem Gewicht des sterblichen Leibes nicht begreifen kann. Dass aber diese Chöre fünf weitere wie ein Kranz umgeben, bedeutet: Die fünf Sinne umfassen Leib und Seele des Menschen mit ihrer gewaltigen Stärke. Sie sollen - durch die fünf Wunden meines Sohnes gereinigt - geradewegs zum inneren Sinn der Gebote führen.

Vom Aussehen der Tugendkraft und seiner Bedeutung

Deshalb tragen die Geister im ersten Chor ein Menschenantlitz und funkeln von der Schulter abwärts in hellem Glanz. Es sind die Tugendkräfte, die sich im Herzen der Gläubigen erheben und in glühender Liebe einen hohen Turm - das sind ihre Werke - in ihnen errichten. In ihrer Vernunft spiegeln sie nämlich die Werke der erwählten Menschen und in ihrer Stärke bringen sie im hellen Glanz der Seligkeit diese zu einem guten Ende. 

Besitzen die Erwählten nämlich die Klarheit des inneren Sinnes, werfen sie alle Bosheit ihrer Sünden ab wegen der Erleuchtung, die sie nach meinem Willen durch diese Tugendkräfte empfangen. Tapfer kämpfen sie gegen die teuflischen Nachstellungen. Und die Kämpfe, die sie auf diese Weise gegen die satanische Horde ausfechten, stellen mir, ihrem Schöpfer, unaufhörlich diese Tugendkräfte vor Augen. Denn die Menschen tragen in ihrem Innern Kämpfe zwischen Bekenntnis und Verleugnung aus. Der eine bekennt mich, der andere verleugnet mich. Und es geht in diesem Kampf um die Frage: Gibt es einen Gott oder nicht? Dann ertönt auf diese Frage im Menschen die Antwort des Heiligen Geistes: Es gibt einen Gott, der dich erschaffen hat; aber er hat dich auch erlöst.

Solange jedoch diese Frage und Antwort im Menschen ersteht, wird ihm die Kraft Gottes nicht fehlen, denn die Bussfertigkeit hängt von diesen Fragen und Antworten ab. Wo es aber diese Frage im Menschen nicht gibt, gibt es auch keine Antwort des Heiligen Geistes, weil dieser Mensch die Gabe Gottes verdrängt und sich, ohne nach Busse zu fragen, selbst in den Tod stürzt. Die Tugenden bringen aber diese kämpferischen Auseinandersetzungen Gott dar, denn sie sind in Gottes Augen der Beweis, an dem sich zeigt, mit welcher Absicht Gott verehrt oder verleugnet wird.

Vom aussehen der Mächte und seiner Bedeutung

Im zweiten Chor zeigen sie sich von solcher Herrlichkeit, dass du sie nicht anzuschauen vermagst. Es sind die Mächte; sie deuten an, dass die Ohnmacht sterblicher Sünder die Ruhe und Schönheit der Macht Gottes nicht angreifen noch sich mit ihr messen kann, weil Gottes Macht unvergänglich ist.

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Fortsetzung folgt ...
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2 Kommentare:

  1. Jesaja 6
    1 Im Todesjahr des Königs Usija sah ich den Herrn. Er saß auf einem hohen und erhabenen Thron. Der Saum seines Gewandes füllte den Tempel aus.
    2 Serafim standen über ihm. Jeder hatte sechs Flügel: Mit zwei Flügeln bedeckten sie ihr Gesicht, mit zwei bedeckten sie ihre Füße und mit zwei flogen sie.
    3 Sie riefen einander zu: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt.
    4 Die Türschwellen bebten bei ihrem lauten Ruf und der Tempel füllte sich mit Rauch.
    5 Da sagte ich: Weh mir, ich bin verloren. Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und lebe mitten in einem Volk mit unreinen Lippen und meine Augen haben den König, den Herrn der Heere, gesehen.
    6 Da flog einer der Serafim zu mir; er trug in seiner Hand eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte.
    7 Er berührte damit meinen Mund und sagte: Das hier hat deine Lippen berührt: Deine Schuld ist getilgt, deine Sünde gesühnt.

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  2. wonderful..Hildegrard von Bingen she is very famous devotion here in Europe. Hail Mary full of grace.

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