Evangelium nach Johannes 10,11-18.
Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, läßt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muß ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.
Auszug aus der liturgischen Übersetzung der Bibel

Kommentar des heutigen Evangeliums
Hl. Antonius von Padua (um 1195-1231), Franziskaner, Kirchenlehrer
Predigten für die Sonntage und die Heiligenfeste
„Ich bin der gute Hirt.“ Christus kann mit gutem Recht sagen: „Ich bin.“ Für ihn ist nichts vergangen oder zukünftig; alles ist für ihn gegenwärtig. Deshalb spricht er von sich selbst in der Apokalypse: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende; der ist, der war und der kommen wird (Off 1,8). Und im Buch Exodus: „Ich bin der Ich-bin-da. Sage den Söhnen Israels: Der Ich-bin-da hat mich zu euch gesandt“ (Ex 3,14).
„Ich bin der gute Hirt.“ Das Wort „Hirte“ kommt von dem Wort „hüten“. Jesus speist und mit seinem Fleisch und Blut jeden Tag im Sakrament des Altares. Isai, der Vater Davids, sagte zu Samuel: „Mein jüngster Sohn ist noch ein Kind und hütet die Schafe“ (vgl. 1 Sam 16,11). Unser David, klein und demütig, weidet auch seine Schafe, wie ein guter Hirte...
Man liest außerdem bei Jesaja: „Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide; die Lämmer sammelt er mit seinen Armen, er trägt sie an seinem Herzen; die Mutterschafe führt er behutsam“ (vgl. Jes 40,11)... Wirklich, wenn der gute Hirte seine Herde auf die Weide führt, dann sammelt er die ganz kleinen Lämmer, die nicht mehr weiter laufen können; er nimmt sie auf seine Arme und trägt sie an seinem Herzen. Er trägt auch die Mutterschafe, jene die trächtig sind oder jene, die gebären. Genau so handelt Jesus Christus: Jeden Tag nährt er uns mit dem Unterricht des Evangeliums und den Sakramenten der Kirche. Er sammelt uns mit seinen Armen, die er am Kreuz ausgebreitet hat, „um die zerstreuten Kinder Gottes in einem einzigen Leib zu vereinen (Jn 11,52). Er nimmt uns auf in den Schoß seiner Barmherzigkeit, wie eine Mutter ihr Kind.
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