Donnerstag, 13. Mai 2010

Predigt zu Christi Himmelfahrt



Predigt zu Christi Himmelfahrt


Liebe Schwestern und Brüder,

von einem jüdischen Lehrer, einem Rabbi, ging die Sage um, daß er jeden Morgen vor dem Frühgebet - zum Himmel aufsteige. Ein Gegner lachte darüber und legte sich vor Morgengrauen auf die Lauer. Da sah er, wie der Rabbi als Holzknecht verkleidet sein Haus verließ und in den Wald ging. Der Gegner folgte von weitem. Er sah den Rabbi Holz fällen und in Stücke hacken. Dann lud er sich die Holzstücke auf den Rücken und schleppte sie in das Haus einer armen, kranken, alten Frau. Der Gegner schaute durch das Fenster, und sah den Rabbi auf dem Boden knien und den Ofen anzünden. 
Als die Leute später den Gegner fragten, was es denn nun auf sich habe mit der täglichen Himmelfahrt des Rabbi, sagte er: „Er steigt noch höher als bis zum Himmel."

Die Geschichte will sagen, daß der Himmel nicht ein Ort ist, der irgendwo über der Erde im Weltall zu finden ist. Der Himmel ist vielmehr dort, wo Menschen Gutes tun, wo sie einander helfen. Der Rabbi hat durch sein soziales Handeln den Himmel geerdet. 
Oder anders gesagt ist hier: „der Himmel auf Erden“. Dieses bekannte Zitat bringt das Wesentliche der Geschichte auf den Punkt. 
Nämlich daß durch die ganz konkrete Tat des Rabbis schon hier und jetzt der Himmel auf Erden angebrochen ist. 
Außerdem hat der jüdische Lehrer durch sein verborgenes Tun ein überzeugendes Beispiel gegeben. Er hat durch seine Tat etwas bei seinem Gegner bewirkt.

Der Gegner wird zum Anhänger des Rabbis, voll Bewunderung steht er vor den Leuten für den Rabbi ein. Nichts ist mehr vorhanden von seiner Abneigung und Gegnerschaft. Der Gegner wandelt sich. 
Er ist zum Anwalt des Rabbis geworden. 
Auch bei uns gibt es lebendige Beispiele für solche Wandlungen. 
Erst vor kurzem habe ich mit einem Mann gesprochen, der sich für Menschen einsetzt, die am Rand unserer Gesellschaft stehen. Er erzählte mir von seinem Leben. Es sagte mir: Mein Leben war nicht immer einfach. Vor allem die Zeit der Krankheit, wo ich total am Boden war, und nahe dran war zu sterben. Gerade in dieser Zeit, habe ich erfahren, daß ich Freunde habe. Menschen, die mir geholfen haben und die mich verstanden haben. Da habe ich gespürt, was es heißt für andere da zu sein und ihnen zu helfen. Und jetzt wo ich wieder gesund bin, möchte ich das, was ich erfahren habe weitergeben. Deshalb engagiere ich mich für all diejenigen, die meine Hilfe brauchen. 
Wo wir für andere Anwalt und Helfer sind, da ist schon hier auf Erden ein Stück Himmel.

Das Fest Christi Himmelfahrt will auch uns verwandeln, wie den Gegner in der Geschichte und den Mann, der durch die Hilfe seiner Freude zu einem anderen Menschen geworden ist. 
Aber was wandelt sich durch das Fest Christi Himmelfahrt? 
Himmelfahrt heißt doch, daß Jesus zu seinem Vater zurückkehrt. 
Jesus verläßt uns. Und wir sind auf den ersten Blick gesehen auf uns allein gestellt. Was können wir schon anders machen als andere Menschen ohne Jesus. Wenn er weg ist dann kommt Resignation, weil sich bei uns zu wenig wandelt. Vielleicht liegt es daran, daß wir zu weit weg sind von Jesus und daß wir ihm zu wenig nachfolgen. Möglich daß wir die Spur Jesu in unserem Leben nur ansatzweise erkennen.

Das heutige Evangelium sagt, daß die Himmelfahrt Jesu Christi nicht bedeutet, daß wir weit entfernt sind von ihm. 
Mit der Aufforderung Jesu: „Geht hinaus in alle Weit und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“ werden aus Schülern Lehrer. 
Diese Lehrer sind aber nicht auf sich allein gestellt. Der Herr ist mit ihnen, er steht ihnen bei, so hörten wir es im Evangelium. Und nicht nur das. Die Jünger empfangen den Heiligen Geist. Mit diesem Beistand gehen sie hinaus und werden Apostel. Apostel sind Menschen, die auf den Spuren Jesu gehen. Sie sind von Jesus Christus ausgesandt, um stellvertretend in seinem Namen das Evangelium zu verkünden. Dies tun sie mit der Hilfe des Heiligen Geistes.

Für mich ist dies in meiner aktuellen Situation sehr beruhigend. 
Nach der Zeit des Studiums und der Ausbildung beginnt jetzt für mich die Zeit der Verkündigung. Wo ich zu den Menschen gesandt bin, um die Botschaft des Himmelreichs zu verkündigen. Aber ist dies überhaupt möglich? Kann ich das leisten? 
Fragen, die ich mir gestellt habe und die mich zur Zeit noch umtreiben. Eines ist sehr trostreich. Nicht ich muß alles leisten. Es ist Gott selbst, der durch seinen Heiligen Geist in der Gemeinde und in mir gegenwärtig ist. 
Der gute Geist Gottes ist in uns.

Aber sind wir einmal ehrlich, ist das nicht eine schöne Illusion. Glauben wir selbst an das Wirken des Geistes. Rechnen wir mit dem Geist Gottes. 
Keiner kann ihn sehen und doch soll er da sein. Wie können wir den Geist erkennen? 
Im bekannten dreiteiligen Kinofilm „Krieg der Sterne“ gibt es eine wichtige und entscheidende Stelle, die anschaulich macht, wie ein unsichtbarer Geist wirken kann. 
Bei diesem Film geht es kurz gesagt um einen Kampf zwischen Gut und Böse. Der junge Jediritter Luke ist die letzte Hoffnung für die von einem riesigen Raumschiff bedrohten Menschen. Nur Luke kann den sogenannten Todesstern zerstören. Weil nur mit ihm die gute Macht ist. Interessant ist, daß auch Luke mehrere Versuche unternehmen muß bis seine Mission Erfolg hat. Bei den Versuchen, wo er auf seine Fähigkeiten vertraut gelingt ihm nichts. Nur der letzte Versuch hat Erfolg, wo er sich ganz auf die gute Macht konzentriert. Wo er den guten Geist wirken läßt. Er muß zuerst an die Macht glauben. Ganz auf sie vertrauen und sich von ihr leiten lassen.

So ähnlich ist es mit dem Heiligen Geist Gottes. 
Der unsichtbare Geist ist da. Aber wir müssen auf ihn vertrauen an ihn glauben. Mit ihm rechnen. Nur dann kann er in unserem Leben wirken und ist die Macht mit uns. Wenn wir an den guten Geist Gottes glauben und auf ihn unsere Hoffnung setzen, werden wir erfahren, daß sich etwas ändert. Vielleicht werden wir zufriedener, fröhlicher, aufmerksamer, dankbarer. 
Oder wir finden in unserem Leben Spuren Jesu. Spuren seiner Botschaft vom Himmelreich.

An uns liegt es den Spuren Jesu zu folgen. Der gute Geist Gottes hilft uns dabei. Er leitet uns, wenn wir auf ihn vertrauen. Wenn dies geschieht wird sich unser Leben verwandeln. Unmögliches wird möglich. Dann wird schon hier unter uns ein Stück Himmel auf Erden Wirklichkeit. 
Genau dies will uns das heutige Fest Christi Himmelfahrt sagen. 
Schon jetzt und hier ist „der Himmel auf Erden“.  Amen    

   Kaplan Joachim Maier


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