Evangelium nach Johannes 13,31-33.34-35.
Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, und was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen. Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.
Auszug aus der liturgischen Übersetzung der Bibel
Kommentar des heutigen Evangeliums
Hl. Leo der Große (? - um 461), röm. Papst und Kirchenlehrer
58. predigt, 7. Predigt über die Passion, § 3-4
Als der Herr verkündete: „Wahrhaftig, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten.“, da zeigte Er, dass Er das Gewissen desjenigen durchdrang, der Ihn verraten sollte. Er beschämte den Treulosen nicht durch strengen und öffentlichen Tadel, sondern versuchte, ihn durch eine zarte und verborgene Zurechtweisung zu erreichen: So hätte das Bedauern den besser wiederaufrichten können, den keine Verachtung demütigen konnte.
Warum, unglücklicher Judas, ergreifst du nicht eine solche Güte? Siehe doch, dass der Herr bereit ist, deinen Entschluss zu verzeihen. Dass Christus dich nicht verrät, nur an dich selber. Weder dein Name noch deine Person wird offengelegt, denn durch dieses Wort der Wahrheit und des Erbarmens wird einzig das Geheimnis deines Herzens berührt. Weder die Ehre deines Aposteltitels noch die Teilhabe an den Geheimnissen wird dir verweigert. Werde wieder du selbst, gib deine Verrücktheit auf und bereue. Die Milde lädt dich ein, das Heil bemüht sich um dich, das Leben ruft dich zum Leben. Siehe doch: Deine Gefährten, die rein und ohne Sünde sind, erschaudern bei der Nennung des Verbrechens. Und da der Urheber einer solchen Treulosigkeit nicht enthüllt wird, fürchtet jeder für sich. Sie sind eingetaucht in Traurigkeit, nicht weil ihr Gewissen sie anklagt, sondern weil die menschliche Unbeständigkeit sie beunruhigt. Sie fürchten, dass weniger wahr ist, was sie von sich selbst wissen, sondern was die Wahrheit selbst vorhersieht. Und du, inmitten der Ängste dieser Heiligen, du missbrauchst die Geduld des Herrn, du wähnst dich durch deine Kühnheit gedeckt...
Als Er sah, dass jeder Gedanke des Judas auf sein erbärmliches Projekt gerichtet blieb, sagt der Herr zu ihm: „Tue, was du tun willst, aber tue es schnell.“ Indem Er so spricht, befiehlt Er nicht, sondern läßt geschehen; Er zittert nicht, sondern ist bereit. Er, der die Macht hat über die Zeiten, zeigt, dass Er den Verräter nicht zurückhalten will und Sich so vollkommen in den Willen Seines Vaters ergibt zur Erlösung der Welt, dass Er das Verbrechen weder herausfordert, noch sich davor fürchtet, das ihm seinen Widersacher zugedacht haben.
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