Sonntag, 24. Oktober 2010

Sonntags-Evanglium nach Lukas-u.Kommentar 24.10.10


Evangelium nach Lukas 18,9-14.

Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Beispiel: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, daß ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden. 

Auszug aus der liturgischen Übersetzung der Bibel 



Kommentar des heutigen Evangeliums 

Hl. Johannes Chrysostomus (um 345 – 407), Priester in Antiochien, später Bischof von Konstantinopel, Kirchenlehrer 
Homilien über die Bekehrung, Nr.2 

„Sei mir Sünder gnädig“


     Ein Pharisäer und ein Zöllner gingen zum Tempel hinauf um zu beten. Der Pharisäer begann alle seine guten Eigenschaften aufzuzählen und sprach: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger und Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner dort!“ Du Elender, du wagst es über die ganze Erde ein Urteil zu sprechen? Warum machst du deinen Nächsten so nieder? Musst du auch noch diesen Zöllner verurteilen, die Erde hat dir wohl noch nicht genügt? Du hast alle Menschen angeklagt, alle ohne Ausnahme: „ Ich bin nicht wie die anderen Menschen... oder auch wie dieser Zöllner dort; ich faste zweimal in der Woche, ich gebe den Zehnten von allem, was ich besitze.“ Wie viel Selbstgerechtigkeit steckt in diesen Worten! Du Erbärmlicher!...

     Der Zöllner hatte diese Worte sehr wohl gehört. Er hätte etwa so entgegnen können: „ Wer bist du denn, dass du es wagst, mich derartig zu beschimpfen? Woher kennst du mein Leben? Du hast nie in meiner Umgebung gelebt, du gehörst nicht zu meinen Vertrauten. Wozu einen solchen Stolz an den Tag legen? Übrigens, wer kann bezeugen, dass du tatsächlich Gutes getan hast? Warum lobst du dich selber? Was bringt dich dazu, dich derart zu erhöhen?“ Aber der Zöllner tat nichts dergleichen. Ganz im Gegenteil, er demütigte sich und sagte: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ Weil er Demut gezeigt hatte, wurde er gerechtfertigt.

     Der Pharisäer verließ ohne jede Absolution den Tempel, der Zöllner hingegen kam heraus mit einem durch wiedergewonnene Gerechtigkeit erneuerten Herzen... Und doch war es kaum Demut, sofern man darunter die Selbsterniedrigung eines Vornehmen versteht. Im Falle des Zöllners handelte es sich nicht um Demut, sondern um schlichte Aufrichtigkeit, weil er die Wahrheit sagte.


"""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.