Evangelium nach Lukas 21,25-28.34-36.
Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn (all) das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe. Nehmt euch in acht, daß Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren und daß jener Tag euch nicht plötzlich überrascht, (so) wie (man in) eine Falle (gerät); denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.
Auszug aus der liturgischen Übersetzung der Bibel
Kommentar des heutigen Evangeliums
Sel. Jan van Ruusbroec (1293 – 1381), Chorherr
Die geistliche Hochzeit, 1
„Seht, der Bräutigam kommt!“ (Mt 25,6). Christus, unser Bräutigam, spricht diese Worte. Im Lateinischen steht das Wort „venit“ für zwei Zeiten des Verbs: Für die Vergangenheit und die Gegenwart, was hingegen auch nicht die Zukunft ausschließen will. Deshalb werden wir bei unserem Bräutigam Jesus Christus drei Arten der Ankunft betrachten.
Bei der ersten Ankunft wurde er Mensch um des Menschen willen, aus Liebe. Die zweite Ankunft findet täglich statt, oft und bei vielen Gelegenheiten, in jedem Herzen, das liebt. Sie wird begleitet von neuen Gnaden und neuen Gnadengeschenken, wie es ein jeder fassen kann. Als dritte Ankunft spricht man von derjenigen am Tage des Gerichts oder zur Stunde des Todes...
Der Beweggrund, warum Gott die Engel und die Menschen erschaffen hat, ist seine unermessliche Güte und seine Hoheit, da er sie erschaffen wollte, damit die Seligkeit und der Reichtum, der er selbst ist, den mit Verstand begabten Geschöpfen offenbart würde und damit sie es auskosten können und sich an ihm erfreuen können in Ewigkeit.
Der Beweggrund, warum Gott Mensch wurde, ist seine unerreichbare Liebe und die Not der Menschen. Denn sie waren verwundet durch den Sündenfall und unfähig, sich selbst zu heilen. Doch der Beweggrund, warum Christus alle seine Werke getan hat auf Erden, und nicht nur aufgrund seiner Göttlichkeit, sondern auch als Mensch, ist ein vierfacher: Und zwar seine göttliche Liebe, die maßlos ist; die geschaffene Liebe oder auch „caritas“, die er in seiner Seele trug dank der Vereinigung mit dem ewigen Wort und dank des vollkommenen Geschenkes, das ihm sein Vater gemacht hatte; die große Not, in der sich die menschliche Natur befand; schließlich die Ehre seines Vaters. Das also sind die Motive der Ankunft Christi, unseres Bräutigams, und aller seiner Werke.
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