Sonntag, 15. November 2009

In der Schule des Heiligen Geistes

IN DER SCHULE DES HEILIGEN GEISTES

von Jacque Philippe

Jacque Philippe ist der Verantwortliche der Priesterbruderschaft der Gemeinschaft der Seligpreisungen. Er ist Priester seit 1985 und hält Exerzitien in Frankreich und anderen Ländern.



Einführung

"O mein Jesus, wie leicht ist es, sich zu heiligen. Man benötigt nur ein wenig guten Willen. Wenn Jesus in einer Seele den Funken guten Willens sieht, eilt er sich ihr hinzugeben- und kann durch nichts aufgehalten werden- weder durch Fehler noch durch Sündenfall-, durch gar nichts. Jesus hat es eilig, einer solchen Seele zu helfen, und wenn die Seele treu zu Gottes Gnade steht, gelangt sie in ganz kurzer Zeit zu höchster Heiligkeit, wie sie ein Geschöpf hier auf Erden erlangen kann. Gott ist sehr freigiebig und versagt seine Gnade niemandem. Er schenkt mehr, als wir erbitten.

Treues Erfüllen der Eingebungen des Heiligen Geistes, das ist der kürzeste Weg."
Dieser schöne Text stammt aus dem Tagebuch von Schwester Faustyna. In seiner Einfachheit und Klarheit vermittelt er eine äusserst wichtige Botschaft an alle, die nach der Heiligkeit streben, die ganz einfach nichts anderes wollen, als so vollständig wie möglich auf die Liebe Gottes Antwort zu geben.
     
Die grosse Frage für diese Seelen- und manchmal sogar ihre Beunruhigung, besteht darin, dass sie wissen möchten, wie sie das erreichen können.
     
Vielleicht gehörst du, lieber Leser, zu denen, die sich um diese Frage niemals sonderlich gekümmert haben. Vielleicht hat dein Herz niemals dieses Verlangen gekannt, Gott so sehr zu lieben, wie es nur irgend möglich ist. Wenn dies zutrifft, dann bitte ich dich, flehe den Heiligen Geist an, dich mit dieser Sehnsucht zu erfüllen, und bitte ihn sogar darum, dich niemals in Ruhe zu lassen! 
Dann wirst du nämlich glücklich sein: "Glückselig sind die, welche hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden" Mt 5,6

Für diejenigen, die auf diese Weise nach der Fülle der Liebe sich sehnen, ist jeder Hinweis, der geeignet ist, den Weg zu erleuchten, und vor allen Dingen, ihn abzukürzen, von grösster Wichtigkeit. Fast niemand ist sich zwar dessen bewusst, aber es ist in meinen Augen ebenso notwendig, den nach Heiligkeit strebenden Seelen zu ermöglichen, sich noch mehr und schneller zu heiligen, als es für Sünder die Bekehrung ist; denn das ist für die Kirche von nicht geringer Nützlichkeit. Die Welt wird ja  durch die Gebete der Heiligen gerettet.
Daher sind wir überzeugt, dass es äusserst wichtig ist, auch wenn nicht alle das verstehen, den Christen von heute das Beste von den Botschaften der Heiligen zu übermitteln, wodurch ihnen geholfen werden kann, so schnell wie möglich zur Vollkommenheit der Liebe zu gelangen.

Die wesentliche Frage auf diesem Weg ist vielleicht die, erkennen zu können, worauf wir unsere Anstrengungen zu konzentrieren haben, und das ist nicht immer klar erkennbar und nicht immer das, was wir uns am Anfang vorgestellt hatten. Schwester Faustyna gibt uns in dieser Passage, wie auch in anderen Texten ihres Tagebuches, einen Hinweis dazu, der die Frucht ihrer Erfahrung ist, und der es verdient, beachtet zu werden:
Der kürzeste Weg ist die Treue gegenüber den Einsprechungen des Heiligen Geistes. Ehe wir also unsere Anstrengungen in den verschiedensten Bereichen unseres Lebens verzetteln, wo sie sich vielleicht als steril oder doch nur wenig fruchtbringend erweisen, schlägt Schwester Faustyna uns vor, sie vor allem auf diesen Punkt zu konzentrieren: Nämlich darauf zu achten, die Eingebungen des Heiligen Geistes zu erkennen, sie aufzunehmen und in die Praxis umzusetzen. Dieser Weg ist bei weitem der "ergiebigste".
Wir werden jetzt erklären, warum das so ist- und sodann zu beschreiben versuchen, was das ganz konkret zu bedeuten hat.

Fortsetzung unter den Comments zu obgenanntem Beitrag ...

Erster Teil
Die Heiligkeit ist das Werk des Heiligen Geistes

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26 Kommentare:

  1. IN DER SCHULE DES HEILIGEN GEISTES

    Erster Teil

    DIE HEILIGKEIT IST DAS WERK DES HEILIGEN GEISTES

    Allgemein pflegt man sich der Illusion hinzugeben, dass die Heiligung das Werk des Menschen sei: Es geht hierbei darum, ein klar umrissenes Programm zur Erlangung der Vollkommenheit zu besitzen und sich mit Mut und Geduld ans Werk zu begeben, um dieses Programm nach und nach zu verwirklichen. Das sei alles.
    Unglücklicherweise (oder vielmehr glücklicherweise) ist das keineswegs alles ... Dass hier Mut und Geduld erforderlich sind, das steht natürlich ausser Zweifel. Dass aber die Heiligkeit die Verwirklichung eines Lebensprogrammes ist, welches wir selbst uns festsetzen, das triff mit Sicherheit nicht zu- und zwar aus mehreren Gründen, von denen wir jetzt die beiden wichtigsten anführen möchten.

    1. DIE AUFGABE ÜBERSTEIGT UNSERE KRÄFTE
    Es ist ganz unmöglich, mit unseren eigenen Kräften die Heiligkeit zu erringen. Die ganze Heilige Schrift belehrt uns darüber, dass sie nichts anderes sein kann als die Frucht der göttlichen Gnade. Jesus sagt uns:"Ohne mich könnt ihr nichts tun" Joh 15,15 .. und der heilige Paulus: " Das Gute zu wollen, das liegt in meiner Reichweite, es zu vollbringen, aber nicht" Röm 7,18

    Die Heiligen selbst geben Zeugnis davon- und folgendermassen drückt sich *Grignion de Montfort*
    aus, als er von der Heiligung spricht, die Gott in seinem Plan für uns verwirklichen will: " Oh! Welch ein bewundernswürdiges Werk: der Staub wird in Licht verwandelt, der Schmutz in Reinheit, die Sünde in Heiligkeit, das Geschöpf in den Schöpfer und der Mensch in Gott! Oh! Welch ein bewundernswürdiges Werk! Ich wiederhole es; aber es ist in sich selbst ein schwieriges Werk und unmöglich für die Natur allein; nur Gott ist es, der durch seine Gnade- und zwar eine überreiche und aussergewöhnliche Gnade- zum Ziel zu gelangen vermag; und die Erschaffung des ganzen Weltalls ist kein so grosses Meisterwerk als dies."

    Wie immer auch unsere Anstrengungen geartet seien, wir vermögen uns selbst nicht zu ändern. Nur Gott allein ist in der Lage, mit unseren Mängeln und Begrenzungen auf dem Gebiet der Gottes- und Nächstenliebe fertig zu werden. Nur er allein hat jenen Einfluss auf unsere Herzen, der tiefgreifend genug ist für dieses Werk. Wenn wir uns das ins Bewusstsein rufen, dann vermeiden wir damit viele unnötige Kämpfe und Entmutigungen. Es wird ja von uns nicht verlangt, aus unseren eigenen Kräften heraus Heilige zu werden, sondern zu entdecken, wie wir es möglich machen können, dass Gott aus uns Heilige macht.

    Dies erfordert eine grosse Demut (nämlich der stolzen, anmassenden Einbildung zu entsagen, aus eigenen Kräften das Ziel zu erlangen, sowie die Bereitschaft, unsere Armseligkeit anzuerkennen, usw.); gleichzeitig ist dieser Weg jedoch sehr ermutigend.
    Unsere eigenen Kräfte sind nämlich begrenzt, die Kraft und die Liebe Gottes aber sind es nicht, und wir können es mit unfehlbarer Sicherheit erreichen, dass diese Kraft und diese Liebe unserer Schwachheit zu Hilfe kommt. Es genügt für uns, , diese unsere Schwachheit in Frieden anzuerkennen und in Gott allein unser ganzes Vertrauen und unsere Hoffnung zu setzen. Im Grunde genommen ist das ganz einfach, aber wie auch bei allen anderen einfachen Dingen dauert es Jahre, bis wir sie verstehen und vor allem, bis wir danach leben.

    Das Geheimnis der Heiligkeit besteht in gewisser Hinsicht darin zu verstehen, dass wir von Gott alles zu erlangen vermögen, unter der Bedingung, dass wir wissen, wie das zu geschehen hat. Hierin liegt das Geheimnis des kleinen Weges der heiligen *Theresia von Lisieux*: Gott hat ein Vaterherz- und wir können mit absoluter Sicherheit alles von ihm erhalten, was für uns notwendig ist, wenn wir es nur verstehen, uns an sein Herz zu wenden.

    Ich glaube, dass Theresia diesen Gedanken, dass man alles von Gott zu erlangen vermag, bei dem gefunden hat, der fast ihr einziger Lehrer gewesen ist, nämlich beim heiligen *Johannes vom Kreuz* - und dies ist es, was dieser letztere in seinem "Geistlichen Gesang" uns sagt:
    " Gross ist

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  2. 6. DIE LOSLÖSUNG PRAKTIZIEREN

    Wir können die Regungen des Hl. Geistes nicht entgegennnehmen, wenn wir innerlich verhärtet sind und uns an unsere Güter, unsere Vorstellungen und Auffassungen usw. klammern. Um uns vom Geist Gottes leiten zu lassen, müssen wir wir ein aufmerksam hörendes Herz besitzen, welches man nach und nach erwirbt, wenn man die Loslösung praktiziert. Bemühen wir uns, an nichts zu hängen, weder was die materiellen Dinge betrifft, noch an Personen, nicht einmal an Dinge aus dem spirituellen Bereich. Das ist nicht so zu verstehen, dass man etwa sagen würde: " Das lässt mich alles kalt", und dass man ganz gleichgültig würde oder eine Art gewaltsamer Aszese ausübte, um sich von allem zu entäussern, was unser Leben ausmacht; diese Dinge sind es im Allgemeinen nicht, die der Herr von uns verlangt.

    Es ist hingegen erforderlich, unser Herz in der Haltung der Loslösung zu bewahren und hinsichtlich aller Dinge so etwas wie eine souveräne Freiheit, einen Abstand, eine innere Reserve zu bewahren, was dazu führt, dass, wenn diese oder jene Sache, diese oder jene Gewohnheit, eine Beziehung oder ein persönlicher Plan uns durchkreuzt wird, wir daraus kein Drama machen. Eine solche Loslösung muss in allen Bereichen unseres Lebens praktiziert werden. Dieser materielle Aspekt ist aber natürlich nicht der wichtigste. Was unseren geistlichen Fortschritt in weitaus stärkerem Masse behindert, ist die Anhänglichkeit an gewisse Ideen, Auffassungen und die Art zu handeln, wie wir sie uns angewöhnt haben.

    Hören wir den Rat eines Franziskaners aus dem 16.Jahrhundert:
    " Ihr Wille soll immer für jedes unvorhergesehene Ereignis aufnahmebereit sein, und ihr Herz soll sich an nichts verlieren. Wenn irgend ein Wunsch in ihnen aufsteigt, dann sollte es so sein, dass sie keinen Schmerz empfinden, wenn er nicht verwirklicht wird; ihr Geist soll vielmehr in der gleichen Ruhe verbleiben, als wenn sie nichts gewünscht hätten. Die wahre Freiheit besteht darin, an nichts gebunden zu sein. Wenn sie auf diese Weise losgelöst sind, dann besucht Gott ihre Seele, um in ihr seine herrlichen Wunder zu vollbringen.
    Wenn wir uns an unsere eigene "Weisheit" klammern, selbst, wenn es sich dabei um Ziele handelt, die an sich ganz vorzüglich sind, dann besteht hierin vielleicht das grösste Hindernis, was die Gefügigkeit gegenüber dem Heiligen Geist betrifft. Dieses Hindernis ist um so schwerwiegender, weil diese Anhänglichkeit oft ganz unbewusst ist, denn es ist natürlich oft der Fall, sich der Anhänglichkeit an den eigenen Willen gar nicht bewusst zu werden, wenn es um eine an sich gute Sache geht. Weil das ins Auge gefasste Ziel gut ist, rechtfertigen wir damit uns und unseren blind machenden Starrsinn, ohne uns darüber Rechenschaft zu geben, dass diese Art und Weise, wie wir unsere Ideen verwirklichen wollen, nicht unbedingt mit den Plänen Gottes übereinstimmen muss.
    Es wird niemals eine vollkommene Übereinstimmung zwischen der Weisheit Gottes und der unsrigen geben, und das bedeutet, dass wir auf allen Stufen des geistlichen Weges niemals davon befreit sind, die Loslösung von unseren persönlichen Ideen zu praktizieren, mögen sie auch von den besten absichten geeitet sein.

    Fortsetzung folgt: 7 Das Schweigen und den frieden praktizieren ...

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  3. 7. DAS SCHWEIGEN UND DEN FRIEDEN PRAKTIZIEREN

    Der Geist Gottes ist ein Geist des Friedens, er spricht und handelt im Frieden und in der Sanftmut, aber niemals in der Verwirrung und Unruhe. Ausserdem sind die Anregungen des Heiligen Geistes oft ganz zarte Berührungen, sie bekunden sich nicht mit grossem Lärm und können in unserem geistlichen Bewusstsein nur dann zutage treten, wenn sich dort eine Zone der Ruhe befindet, ein Ort des Schweigens und des Friedens. Wenn es in unserem Inneren immer laut und unruhig zugeht, dann wird es für die sanfte Stimme des Heiligen Geistes sehr schwer, sich vernehmbar zu machen.
    Wenn wir also die Regungen des Heiligen Geistes erkennen und ihnen folgen wollen, dann ist es von grösster Wichtigkeit, bei jeder Gelegenheit danach zu streben, unser Herz im Frieden zu bewahren.

    Das ist nicht leicht, wenn wir aber in der Hoffnung auf Gott leben, im Geiste der Hingabe und der Demut, in der Annahme unserer Armseligkeit und in einem unerschütterlichen Vertrauen in die göttliche Barmherzigkeit, dann werden wir mehr und mehr dorthin zu gelangen vermögen.
    Es ist sehr wichtig, dies zu betonen, denn wenn wir nicht danach verlangen, "den Frieden zu praktizieren", und zwar bei allen Gelegenheiten, bei denen die Gefahr bestehen könnte, ihn zu verlieren- (und solcher Gelegenheiten gibt es viele), dann werden wir kaum in der Lage sein, die Stimme des Heiligen Geistes zu vernehmen, wenn er zu unserem Herzen spricht; die Unruhe, die wir dort herrschen lassen, wird ihn wohl mit Sicherheit daran hindern. Die Mühe, die wir uns geben, um auch in schwierigen Situationen den Frieden zu bewahren, wird von grossem Nutzen sein, denn gerade die Bewahrung des Friedens wird uns die grösste Chance gewähren, in der Lage zu sein, bei solchen Gelegenheiten nicht auf menschliche Weise, nämlich unruhig und hastig zu reagieren, (wodurch viel Unheil angerichtet wird), sondern im aufmerksamen Hören auf das, was der Heilige Geist uns eingeben wird, was selbstverständlich weitaus besser ist. Machen wir uns deshalb dieses Wort des heiligen Johannes vom Kreuz zu eigen:
    " Achtet sorgfältig darauf, euer Herz im Frieden zu bewahren und dass kein Ereignis dieser Welt ihn störe .... Selbst wenn alles hienieden zusammenbräche und wenn alles, was geschieht, uns widerwärtig wäre, so würde es uns dennoch nichts nützen, wenn wir uns darüber in Verwirrung bringen liessen, denn diese Verwirrung brächte uns grösseren Schaden als Nutzen."

    Der grösste dabei entstehende Schaden würde darin bestehen, uns unfähig zu machen, den Anregungen des Heiligen Geistes zu folgen. Diese Fügsamkeit ist nämlich an die Ausübung des Schweigens gebunden, und zwar eines Schweigens, das keine Leere ist, sondern Frieden, Aufmerksamkeit auf die Gegenwart Gottes und auf die anderen, vertrauensvolle Erwartung, Hoffnung auf Gott.

    Ein übermässiger Lärm - nicht im physischen Sinn, sondern als ununterbrochenes Kreisen der Gedanken und der Phantasie um die gehörten oder selbst gesagten Worte, durch die wir uns manchmal gefangen nehmen lassen und wodurch nichts anderes bewirkt wird als ein Wiedererwachen unserer Sorgen, unseren Ängste, unseres Unbefriedigt-Seins, usw.; das alles lässt natürlich dem Heiligen Geist wenig Raum, sich Gehör zu verschaffen. Das Schweigen ist kein "Leer-Sein", sondern diese alles umfassende Haltung der Innerlichkeit, die es uns ermöglicht, in unserem Herzen eine "innere Zelle" zu bewahren (wie die Hl. Katharina von Siena sich ausdrückte), wo wir uns in der Gegenwart Gottes befinden und mit ihm im Gespräch sind. Das Schweigen ist das Gegenteil der Ausgegossenheit der Seele nach draussen, der Neugier, der Schwatzhaftigkeit usw. Es ist diese Fähigkeit, gleichsam ganz natürlich in unser Inneres einzukehren, angezogen von der Gegenwart Gottes, der in uns wohnt.

    Fortsetzung folgt: Treu im inneren Gebet ausharren ...

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  4. Heiligkeit ist das, was wir erreicht haben werden, wenn wir in die Ewigkeit übergegangen sind und bei Gott sind. Gott ist der Heilige schlechthin, denn er ist von allem, was uns umgibt, getrennt. ER hält zwar seine Hand über uns in großer Liebe, aber er ist nicht von dieser Welt, sondern von der heiligen. Der Begriff "Kadosch" aus dem Hebräischen macht das sehr deutlich. Kadosch sagen die Israeliten, wenn sie Heiligkeit meinen. Der Begriff sagt etwas über Absonderung aus, Trennung von allem Irdischen. "Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst", sagt Jesus. Und Johannes "Ich muss weniger werden, damit er immer mehr wird in mir".
    Unser ganzes menschliches Wesen ist nach dem Sündenfall im Paradies von Gott getrennt worden also außerhalb des Heiligen. Dorthin zurückzukommen, ist unser Ziel. Also muss unser Bestreben sein, das Trennende aufzugeben, damit wir wieder dorthin gelangen, wo wir herkamen und wieder hin wollen. Und so stimmt es tatsächlich, dass wir das erreichen, indem wir Jesus nachfolgen und das ablegen, was uns hier bindet, und dazu gehören wir selber. Jesus hat über allem gestanden auch über seiner menschlichen Natur. In der Wüste bei Jericho hat er den Menschen Jesus besiegt, indem er gefastet hat. Die Versuchung war stark, seine göttliche Macht einzusetzen, um die Probleme nicht nur in seiner Umgebung sondern auch für die Menschheit per Wunder zu beenden. Auch eine Frau zu seinem Trost lehnt er ab wie die Verwandlung von Steinen in Brot. Er wollte nur aus den Kräften des Himmels Mensch sein und wurde so der erste Heilige im Körper eines Menschen. Er hatte die Trennung im Sinne von Kadosch vollzogen und sich ganz auf die Seite des Himmels gestellt. Die Heiligen, die wir verehren, haben mehr oder weniger diese Loslösung vom Irdischen für sich erreicht. Viele Wunder sind mit ihren Namen in Verbindung. Wer heilig ist, ist ein Werkzeug Gottes hier auf Erden. Bedingung aber dafür ist die Trennung vom Irdischen und von sich selbst im Sinne der Selbstverleugnung, die Heiligkeit eben. Und dann kann Gott wirken, wenn er den Raum ausfüllt, der unsere Seele ist. Wenn also dieser Tempel frei ist von unserem Ich und ganz Gott gehört.
    Sich selbst verleugnen, bedeutet, sich ganz, sein ganzes Wesen, mit allem was uns ausmacht zur Seite zu stellen, damit die Göttlichkeit den Raum wieder erlangt, der ihr zugedacht war. "Dann lebe nicht mehr ich sondern Christus lebt in mir (Gal 20,20)

    Johannes

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  5. Lieber Johannes,
    herzlichen Dank für deinen schönen- und lehrreichen Beitrag zu dieser "Schule im Heiligen Geist!"
    In dieser Übung verbunden
    liebe Grüsse Liliane

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  6. Es geht vielmehr darum, in einer gewohnheitsmässigen Haltung der Sehnsucht nach Gott zu leben, in der inneren Ruhe, im Gebet, in der Aufmerksamkeit auf das, was in unserem Innersten geschieht, so dass, wenn sich in unserem Herzen eine Regung der Gnade zeigt, diese nicht erstickt wird oder in all den Nebengeräuschen der vielen anderen Einflüsterungen oder Gefühle verloren geht, sondern dass sie in unser Bewusstsein aufsteigt und als eine göttliche Einsprechung erkannt werden kann.

    Diese Passage gefällt mir besonders gut. Es ist Gott, der sich nach uns sehnt, und wir spüren dies im Herzen. "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt" (Joh 15,16).
    Unsere Sehnsucht ist also in Wirklichkeit die Sehnsucht Gottes nach uns. Gott, den wir gefunden haben, weil wir ihn gesucht haben, antwortet mit der Sprache des Herzens. Keine Sprache ist deutlicher und eindeutiger als sie. Nur eins ist notwendig, um das Zwiegespräch zwischen Gott und uns in Gang zu setzten - unser Ja zu Gott, unser Suchen nach Wahrheit. Jesus sagt zu Pilatus, dass er gekommen sei, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Und Pilatus entgegnet: "Was ist Wahrheit"? Dabei scheint mir, dass es ihm nicht um die Funktion ging, die mit diesem Begriff verbunden ist. Pilatus hat etwas anderes in seine Frage gesteckt; eine Botschaft an Jesus war es. Er hat ihm angedeutet, dass Wahrheit in seinen Augen etwas ist, was zeitlich angepasst werden kann. "Was ist schon Wahrheit? könnte er auch gesagt haben und damit den Anspruch Jesu, die einzige Wahrheit zu sein, eine Wahrheit, die nicht veränderbar ist zurückgewiesen hat. Und damit zählte nicht Jesu Anspruch sondern die Auslegung des Pilatus, und darauf baute er sein Begründungsgebäude für die spätere Verurteilung Jesu.
    Wer also die objektive Wahrheit sucht, die einzige Wahrheit, die in Persona Jesu Christi unter uns lebte, der wird Antwort erhalten und die Sehnsucht Gottes nach uns im Herzen spüren. Antworten wir ihm gebührend? Nehmen wir das Angebot Gottes an, der uns in unserer Kirche so viel Heilsmittel angeboten hat? Was für ein Glück, dass wir sein Versprechen haben, dass er immer bei uns ist bis an das Ende der Welt.

    Johannes

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  7. Danke Johannes ... immer sehr schön, deine Kommentare zu lesen!
    Wer nach der Wahrheit sucht... sucht nach Gott!
    LG Liliane

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  8. 10. DIE HERZENSERÖFFNUNG GEGENÜBER EINEM SEELENFÜHRER PRAKTIZIEREN

    Die rechte Erkenntnis des Wirkens des Heiligen Geistes in uns wird wesentlich erleichtert, wenn wir die Möglichkeit haben, unser Herz einem Menschen zu öffnen, der in der Lage ist, uns in geistlichen Dingen zu beraten. Oft sind wir nämlich nicht fähig, in unseren eigenen Angelegenheiten, Beweggründen usw. klar zu sehen, und es wird uns eine Erleuchtung gegeben, wenn wir das aussprechen, was in uns lebt, und zwar in einem Dialog mit einem Menschen, der eine gewisse Erfahrung hat.
    Seien wir uns bewusst, dass Gott eine solche Eröffnung des Herzens gut heisst. Es handelt sich nämlich hier um eine Haltung der Demut- (man anerkennt, dass man sich nicht selbst genügen kann), des Vertrauens in den anderen, und sie gibt Zeugnis dafür, dass unser Verlangen, klar zu sehen, wirklich aufrichtig ist, da wir das Mittel dazu ergreifen. Eine solche Haltung ist Gott sehr wohlgefällig, und er wird nicht zögern durch seine Gnaden darauf zu antworten.
    Man muss also recht häufig den Herrn darum bitten, uns jemanden zu geben, dem wir unser Herz eröffnen können, und wir müssen uns die Gelegenheiten zunutze machen, die er uns dazu gibt, und das erfordert manchmal Mut. Verzweifeln wir indessen nicht, wenn uns ohne unsere Schuld nur allzu selten die Gelegenheit dazu geboten wird. Wenn wir aufrichtigen Herzens nach einem geistlichen Vater verlangen, ohne ihn zu finden, wird Gott andere Mittel und Wege finden.

    Fortsetzung: Dritter Teil- Wie vermag man zu erkennen, dass eine Einsprechung von Gott herrührt?

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  9. Wie wunderbar, liebe Liliane, wenn man demütig ist, sich also nicht selbst genügt sondern auch im Mitmenschen nach Gott sucht. Gott teilt sich uns mit, wenn wir ihn suchen, in disem Mitmenschen oder auch durch Eingebung ins Herz. Was Du schreibt, ist ganz wichtig, denn im Nächsten finden wir Gott. Besonders wird das in der Begegnung mit den Armen deutlich, denn mit ihnen hat sich Jesus am meisten identifiziert. Also Zwiegespräche mit Gott auf mehreren Ebenen.
    Ein sehr schönes Thema, das Du hier angeschnitten hast. Ich denke, dass es ein lebenswichtiges Thema ist, denn hier können wir lesen, wie wir Gott erfahren.

    Johannes

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  10. DRITTER TEIL

    WIE VERMAG MAN ZU ERKENNEN, DASS EINE EINSPRECHUNG VON GOTT HERRÜHRT?

    Wir kommen jetzt zu einer schwierigeren Frage. Wie kann man bei dieser manchmal ganz verwirrenden Menge von Gedanken, Gefühlsregungen und inneren Empfindungen jene Einsprechungen erkennen, die in Gott ihren Ursprung haben? Wie kann man das identifizieren, was vom Heiligen Geist kommt, um es nicht mit dem zu verwechseln, was die Frucht unserer Phantasie sein kann oder etwas, das wir uns selbst eingeredet haben oder auch eine dämonische Versuchung usw.?
    Hier gibt es natürlich keine ein für allemal fertige Antwort. Unser "Ich" und die verschiedenen Einflüsse, denen es ausgesetzt ist, seien sie psychologischer oder spiritueller Art, ist ein ganzes Universum, welches viel zu komplex ist, als dass man die Unterscheidung betreffs die Regungen des Heiligen Geistes in einigen wenigen Regeln zusammenfassen könnte, die bloss auf mechanische Weise anzuwenden wären.
    Es lassen sich indessen einige Hinweise geben und einige Kriterien aufzeigen, die es ermöglichen, sich zu orientieren. Die Kriterien erheben jedoch in keiner Weise den Anspruch, unfehlbar zu sein, denn eine Unfehlbarkeit gibt es nicht auf diesem Gebiet; sie reichen indessen aus, um der Sache näher zu kommen (selbst wenn es manchmal eher tastend geschieht), und um eine immer engere Zusammenarbeit unserer Freiheit mit der göttlichen Gnade zu ermöglichen.

    Fortsetzung: Der allmähliche Erwerb eines "geistlichen Sinnes" folgt ....

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  11. Hierzu kann ich aus meiner eigenen Erfahrung berichten, dass es bei einer Gotteserfahrung keinen Zweifel gibt. Gott nimmt den Zweifel völlig heraus aus seinem Zwiegespräch mit uns. Wer daher Zweifel hat, der hat eine Berechtigung dazu.
    Daher ist es eine ganz sichere Erfahrung mit Gott oder es ist jemand anderes, der die Zweifel eben verurschacht.
    So sind also die Kriterien, nach denen man eine Eingebung auf ihren Wahrheitsgehalt "abklopfen" müsste, aus meiner Sicht nicht notwendig. Gott, der Heilige Geist spricht eine eindeutige Sprache.
    Er sorgt dafür, dass sich niemand zwischen ihn und uns stellt, wenn er sich uns mitteilen will. Und wenn er das will, dann kann auch Satan, der Zweifler und Vater der Lüge seine Freiheit nicht nutzen, denn auch die ist ihm von seinem Gott gegeben. Das heißt, Gott setzt ihm Grenzen, wenn er sein Geschöpf schützen will und öffnet sie, wenn er es züchtigt.

    Johannes

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  12. DRITTER TEIL

    1. DER ALLMÄHLICHE ERWERB EINES "GEISTLICHEN SINNES "

    Ehe wir uns nun im einzelnen mit den Kriterien befassen, die es uns ermöglichen, die Regungen des Heiligen Geistes zu erkennen, möchten wir noch einen wichtigen Hinweis geben.
    Was es uns letzten Endes ermöglicht, so leicht und so schnell wie möglich die göttlichen Regungen zu erkennen und ihnen zu entsprechen, ist die Entwicklung einer Art " geistlichen Sinnes" in uns, welcher am Anfang unseres Lebens noch nicht existiert oder nur in groben Umrissen vorhanden ist, der aber später sehr viel sensibler werden kann, zunächst durch die Erfahrung, vor allem aber durch die Treue, die uns eingibt, mit Entschlossenheit dem Herrn nachzufolgen.

    ( Die Entwicklung dieses "spirituellen Sinnes" ergibt sich aus der Theologie der " Gaben des Heiligen Geistes", so wie der Hl. Thomas und viele andere sie entwickelt haben, jeder auf die ihm eigene Art. Mehr lesen wir im Anhang am Ende dieser Beiträge darüber.)

    Dieses "geistliche Hören" ist so etwas wie eine Fähigkeit, unter all den vielen und einander widersprechenden Stimmen, die in unserem Inneren zu vernehmen sind, die einmalige und unverwechselbare Stimme Jesu wahrzunehmen.
    Dieser Sinn ist gleichsam eine liebende Angleichung aneinander, so dass wir immer leichter in diesem Konzert aller möglicher Töne die Stimme des Bräutigams zu erkennen vermögen.
    Der Heilige Geist bedient sich bei jedem von uns einer besonderen "Stimmlage", einer Tonart, die nur ihm allein eigen ist: Eine Sanftheit und eine Kraft, eine Reinheit und eine besondere Klarheit, die uns, wenn wir erst einmal daran gewöhnt sind, seine Stimme mit fast unfehlbarer Sicherheit erkennen lassen. Satan aber, der "Affe Gottes", mag manchmal versuchen diese Stimme des Bräutigams nachzuahmen. Wenn wir aber durch eine liebende Intimität und ein beständiges und reines Suchen des göttlichen Willens wirklich an diese letztere gewöhnt sind, dann vermögen wir leicht jene andere Stimme zu erkennen, welche indessen, selbst wenn sie gut nachgeahmt ist, dennoch irgendwie "falsch klingt", - und daher wissen wir, dass es nicht die Stimme Jesu ist.

    Dass aber dieser geistliche Sinn uns durch den Heiligen Geist nach und nach gegeben wird, das hat uns Jesus im Johannes-Evangelium versprochen. als er von sich selbst als vom Guten Hirten spricht, sagt er: " Die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. Einem Fremden folgen sie nicht, im Gegenteil, sie fliehen vor ihm, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen" Joh 10,4-5.

    Fortsetzung: Die Kriterien, durch die erkannt werden kann, dass eine Einsprechung von Gott stammt. folgt ....

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  13. Ja, lieber Johannes ..
    ich kann dir nur zustimmen - dieses Thema hier "lebenswichtig" zu finden .. und ich wünsche mir,
    dass viele die Demut besitzen, sich damit etwas auseinander zu setzen! Vieles finden wir, das uns
    auf unserem Weg bestätigt und ermutigt immer mehr Entwicklung in die göttliche Feinfühligkeit in all unseren Sinnen zuzulassen.
    Ich freue mich sehr, und danke dir, dass du so rege daran teil nimmst!!
    Mit herzlichem Gruss
    Liliane

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  14. 2. DIE KRITERIEN, DURCH DIE ERKANNT WERDEN KANN, DASS DIE EINSPRECHUNG VON GOTT STAMMT

    Um sich nach und nach heranzubilden, hat dieser "geistliche Sinn" es nötig, sich auf die Kriterien der Unterscheidung der Geister zu stützen. Betrachten wir nun die wichtigsten.

    ÄUSSERES KRITERIUM: GOTT WIDERSPRICHT SICH NICHT

    Es gibt eine gewisse Anzahl von Kriterien, die man die "äusseren" nennen könnte, mit denen notwendigerweise die Einsprechungen übereinstimmen müssen, die von Gott gekommen sind; diese
    Kriterien erlauben es im allgemeinen, einige falsche Einsprechungen, die sich uns aufdrängen, als nicht von Gott kommend abzuweisen. Diese Kriterien ergeben sich ganz einfach aus der Einheit Gottes mit sich selbst: Der Heilige Geist kann durch seine Einsprechungen nicht etwas von uns verlangen, was seinem Willen widerspricht, wie er sich durch die üblicheren Mittel ausdrückt: das
    Wort Gottes, die Lehre der Kirche, die Anforderungen unserer Berufung.

    ÜBEREINSTIMMUNG MIT DER HEILIGEN SCHRIFT UND DER LEHRE DER KIRCHE

    Eine göttliche Eingebung kann uns nicht zu etwas auffordern, was in Widerspruch stände zu dem, was das Wort Gottes lehrt und von uns verlangt. Hier geht es aber nicht um ein Wort Gottes, das je nach Phantasie jedes einzelnen ausgelegt wird, sondern um die Heilige Schrift, wie sie uns durch das Lehramt der Kirche überliefert und erklärt wird. Eine Einsprechung kann z.B. nicht von mir verlangen, etwas zu tun, was die Kirche als unmoralisch erachtet.

    Die echten Einsprechungen geschenen im übrigen immer im Geiste des Gehorsams gegenüber der Kirche. Eine Ordensperson, die ihren Oberen oder einem Bischof oder einem Heiligen Vater nicht gehorchen würde, selbst wenn es in lobenswerter Absicht und mit lobenswertem Ziel geschähe, würde ohne Zweifel nicht unter göttlicher Einsprechung handeln. " Wenn Gott einem Herzen Einsprechungen zukommen lässt, dann ist das erste, was er dort bewirkt, ein Geist des Gehorsams, sagt der heilige Franz von Sales.

    ÜBEREINSTIMMUNG MIT DEN ANFORDERUNGEN DER EIGENEN BERUFUNG

    Aus meiner besonderen Berufung (wie beispielsweise in der Ehe, als Vater oder Mutter, als Priester, als gottgeweihte Person usw.) und aus meinem Lebensstand (meinen Berufspflichten usw.) ergibt sich eine Vielfalt von Anforderungen, die den Willen Gottes für mich beinhalten.
    Eine Einsprechung kann von mir nichts verlangen, was in offensichtlichem Widerspruch zu dem stehen würde, was man früher die "Standespflichten" nannte. Der Heilige Geist kann eine Familienmutter dazu antreiben, sich ein bisschen weniger mit ihren Hausfrauenpflichten zu befassen, um für das Gebet einige Zeit zu erübrigen. Wenn er ihr aber eingibt, so viel Zeit mit der Kontemplation zu verbringen, dass ihre Kinder und ihr Mann darunter zu leiden hätten, dann hat man sich hier doch einige Fragen zu stellen. Die Einsprechungen geschehen im Sinne der Pflichterfüllung, sie wenden nicht von ihnen ab, sondern sie erleichtern sie.
    Manchmal kann die Anwendung dieses Kriteriums gewisse Schwierigkeiten bereiten; denn das, was mit der Erfüllung unserer Standespflichten zusammenhängt, lässt sich nicht immer genau umschreiben. Der Widerspruch zwischen diesen Pflichten und gewissen Einsprechungen besteht aber oft mehr in der Einbildung als in der Wirklichkeit. Die Kirchengeschichte kennt indessen solche Grenzfälle auf diesem Gebiet: Der heilige Niklaus von der Flüe, der seine Familie verlässt; oder die heilige Johanna von Chantal, die über einen ihrer Söhne hinwegschreitet, der sich vor die Türe gelegt hatte, um sie daran zu hindern, dem Rufe zu folgen, das Kloster der Heimsuchung zu gründen. Diese Entscheidungen waren aber nicht plötzlich getroffen worden; sie sind vielmehr in einer langen Zeit des Gebetes und des Nachdenkens herangereift und sind zur rechten Entscheidung einem Seelenführer unterbreitet worden.
    Manchmal kommt es vor, dass unsere Familien- oder Berufspflichten eine bequeme Ausrede sind, um nicht das tun zu müssen, was der Heilige Geist von uns verlangt. Es bleibt indessen die Tatsache bestehen, dass dieses Krit

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  15. 2. SCHULUNG DER ERFAHRUNG

    Weiter oben haben wir gesagt, dass unsere konkrete Fähigkeit, die Regungen des Heiligen Geistes zu erkennen, durch den Erwerb einer Art von "geistlichem Sinn" zustande kommt. Dieser letztere ist eine Gabe Gottes, aber er entwickelt und festigt sich auch durch die Erfahrung.

    Wenn wir das Ergebnis gewisser Entscheidungen betrachten, die sich aus dem ergeben, was wir für Einsprechungen gehalten hatten, dann werden wir meistens in der Lage sein, uns darüber Rechenschaft zu geben, ob unsere "Idee" in Gott ihren Ursprung hatte oder lediglich in unserem Gefühl. Das ist für unseren Stolz nicht immer angenehm; denn es ist uns nicht besonders lieb, anerkennen zu müssen, dass wir uns geirrt hatten, aber eine solche Erfahrung kann uns nicht erspart bleiben ...

    Wir müssen nämlich wissen, dass im spirituellen Leben , selbst wenn wir voll guten Willens sind und sicher sein können, dass Gott uns in grosser Treue zur Seite steht, keineswegs davon befreit sind, eine gewisse Lehrzeit durchmachen zu müssen- und das beinhaltet notwendigerweise ein Suchen und Tasten, Erfolg und Irrtum. Gott hat es so gewollt, es ist ein für alle Menschen gültiges Gesetz, von dem niemand ausgenommen ist, nicht einmal der vergeistigste Mensch. Wenn wir in Demut die Lehren aus der Erfahrung ziehen und vorwärts schreiten, ohne uns jemals entmutigen zu lassen, im Vertrauen darauf, dass alles Gnade ist, dann wird sich in uns eine grössere Sicherheit in der Urteilsfähigkeit herausbilden.
    Diese wird aber niemals zur Unfehlbarkeit führen, denn eine solche gibt es nicht auf dieser Welt. (Ausgenommen natürlich das Charisma, das auf dem Ökumenischen Konzil und vom Heiligen Vater anerkannt wird, wenn diese "ex cathedra" den Glauben definieren.)

    Die Erfahrung der objektiven Ergebnisse, seien es nun Bestätigungen oder Ablehnungen, welche die Tatsachen uns zeigen, ebenso wie der Seelenzustand, der durch diese oder jene unserer Entscheidungen herbeigeführt wird (ob sie uns in einen Zustand der Demut, der Freude und des Friedens geführt haben, oder ob sie uns vielmehr traurig, verwirrt oder gereizt zurücklassen), werden uns lehren, besser zu erkennen, was von Gott oder was vom Teufel oder aus uns selbst stammt, wie etwa aus unseren Charakteranlagen, unseren Neigungen und dergleichen.

    Fortsetzung: Die Unterscheidung der Geister ... folgt.

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  16. Lieber Johannes,
    Zitat: Hierzu kann ich aus meiner eigenen Erfahrung berichten, dass es bei einer Gotteserfahrung keinen Zweifel gibt.

    Da gebe ich dir, auch aus eigener Erfahrung absolut recht! Eine echte Gotteserfahrung schenkt dir in dem Moment ein tiefes Wissen und Erkennen!! Da gibt es keine Zweifel, keine abschweifenden Gedanken, da erfährt man nur Liebe und Gewissheit!
    Aaaaber ... solch grosse Momente sind absolute Gnade - ein Liebesgeschenk Gottes, dass nicht
    alltäglich ist. In solchen Momenten ist man im Stande alles auf sich zu nehmen und nur noch - JA VATER - zu sagen!
    Jede Gotteserfahrung ist ganz individuell-du wirst da abgeholt wo du stehst und fliegst in Sekunden
    unendliche Kilometer weit Gott entgegen.

    Doch im Alltag immer und überall den Heiligen Geist sofort zu erkennen, das gelingt keinem- da es einfach in unserer Welt und in unserem Inneren zu laut ist- und wie oben beschrieben auch unsere Charaktereigenschaften und Neigungen mitwirken.
    So gesehen denke ich, ist ein Abtasten oder Hinterfragen nach den Tipps dieses Autors hier, sicher klug und hilfreich ... mit denen man sicherlich eine Entwicklung zur immer höheren und reineren Sensibilität erlangen wird.

    Herzlichst Liliane

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  17. Liebe Liliane,
    da hast Du Recht. Denn wir brauchen den Wegweiser und den Ruf des Hirten. Jesus hat uns an seiner Stelle unsere Priester hinterlassen. Wir haben also ständig die Möglichkeit, nach dem Weg zu fragen und auf die Rufe des Herrn zu reagieren. ER ist bei uns alle Tage bis ans Ende der Welt. In der Bibel finden wir, was wir zum Leben und zum ewigen Leben brauchen.
    Wir sind verschieden veranlagt, wir haben unterschiedliche Umstände, in denen wir leben. Ich denke immer an Bergsteiger, die sich auf den Weg nach oben gemacht haben und an verschiedenen Stellen in der Wand hängen. Alle eint nur eins, sie sind auf dem Weg nach oben, zum Gipfel, der für uns am Ende des irdischen Lebens auftaucht und dann den Blick frei macht in die Herrlichkeit Gottes. Wie gut, dass wir unterwegs Hinweise haben von Menschen wie unseren Priestern, die wie Jesus das Leben aus unserer Perspektive betrachten und uns daher leiten können.
    Nun ist wieder Karwoche und Ostern und an deren Ende also das Fest der Auferstehung Jesu. Je älter ich werde, desto bewusster erlebe und lebe ich diese Woche. Durch die Teilnahme an den kirchlichen Versammlungen verinnerliche ich, wie Jesus auf die Erlösungstat zugegangen ist. Die Größe dieser Tat Jesu wird immer deutlicher und irgendwie auch unfassbarer. Welch ein Gott, der wie ein Knecht gelebt und uns gedient hat. Sein Leben war Hingabe, ständige Verfügbarkeit für seine Schafe, für uns. Wie besorgt war er um einen jeden von uns. Und das eben bis in unsere Zeit: "Ich bin bei euch, alle Tage bis ans Ende der Welt". In jeder heiligen Messe wiederholt sich, was am Karfreitag auf Golgotha geschehen ist, die Hingabe Jesu für uns alle. Und als unermesslichen Trost empfinde ich seine Worte an den Mann, der neben ihm am Kreuz hängend bat:"Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst" Und Jesus versichert ihm:"noch heute wirst du mit mir im Paradies sein". Da findet also beides statt, was zu unserem Heil notwendig ist. Wir haben den ganzen Wegweiser des Heils vor uns. Die stellvertretende Gerechtigkeit Jesu für uns und die Annahme seiner Hingabe durch den Schächer neben ihm. Er zeigt nämlich Reue indem er feststellt:"wir haben unsere Strafe verdient, aber ER nicht".
    Hier erleben wir also, wie Gott ist und können dies wieder in der Karwoche erleben. Wir können Gott erfahren, indem wir das Heilsangebot annehmen, das wir jedes Jahr feiern.

    Johannes

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  18. Lieber Johannes,
    dein Beispiel mit den Bergsteigern ist treffend!
    In der Karwoche, wenn wir uns nicht bewusst da hineinversetzen,
    zerfliessen die Tage, wie die (sonstigen) Wochen.
    Dabei war das doch für Jesus als Mensch die allerschlimmste
    Woche seines Lebens. Wenn du die Bücher von Maria Valtorta
    "Der Gottmensch"- kennst: kannst du Seine Qualen dieser Tage
    nachlesen!
    Johannes, ich danke dir für deinen wieder wunderbaren Beitrag
    zur Karwoche und Ostern!
    Liebe Grüsse Liliane

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  19. 2. UNTERSCHEIDUNG DER GEISTER

    Die Erfahrung der Kirche und der Heiligen hat dazu geführt, ein allgemein gültiges Gesetz zu formulieren: Was vom Geiste Gottes stammt, bringt Freude und Frieden mit sich, Ruhe des Geistes, Sanftmut, Einfachheit und Licht. Was dagegen vom Geiste des Bösen kommt, führt zu Traurigkeit, Verwirrung, Hektik, Unruhe, Irrtum und Finsternis.
    Dies sind sichere Zeichen des guten und des bösen Geistes. der Friede, die Freude usw. sind sichere Früchte des Heiligen Geistes; der Teufel aber ist unfähig, sie auf die Dauer hervorzubringen. Da auf der anderen Seite Verwirrung und Traurigkeit sichere Zeichen des bösen Geistes sind, kann der Heilige Geist in sich in sich selbst nicht deren Quelle sein.

    Unter allen Zeichen des guten und des bösen Geistes ist das Charakteristischste das, was sich auf den Frieden bezieht. Der Geist Gottes erzeugt mit Sicherheit den Frieden in der Seele, der Teufel aber erzeugt mit Sicherheit die Unruhe.

    In der Praxis liegen die Dinge indessen etwas komplizierter. Eine Einsprechung kann von Gott kommen und dennoch in uns eine grosse Verwirrung hervorrufen. Diese Verwirrung hat ihre Ursache aber nicht in der Einsprechung, welche in sich selbst sanft und voll Frieden ist. Diese Unruhe stammt aus unserem Widerstreben gegen diese Einsprechung. Sobald wir aber diese Einsprechung annehmen und ihr keinen Widerstand mehr entgegensetzen, wird unser Herz einen tiefen Frieden empfinden.
    Diese Situation tritt sehr häufig auf. Wenn uns gewisse Einsprechungen der Gnade erreichen, treffen sie manchmal in uns auf mehr oder weniger bewussten Widerstand, erwecken in uns rein menschliche Angst, werden mit der Anhänglichkeit an Gewohnheiten konfrontiert, usw. Der Gedanke, das in die Tat umzusetzen, was vom Heiligen Geiste eingegeben worden ist, ruft Unruhe in uns hervor: (Wie soll ich das zustande bringen? Was werden die anderen von mir denken. Werde ich die nötige Kraft dazu haben? usw.)
    Um eine solche Situation zu beschreiben, können wir ein Bild zu Hilfe nehmen und uns einen grossen Fluss vorstellen, der normalerweise ruhig dahin fliesst, der aber, wenn er auf Hindernisse stösst, wilde Bewegung und Strudel hervorzubringen pflegt.
    Wenn eine Einsprechung wirklich von Gott stammt und wenn wir dann unsere Ängste zum Schweigen bringen und ihr aus ganzem Herzen zustimmen, wird uns unweigerlich der Friede überfluten, denn es ist unmöglich, dass der Heilige Geist dem, der sich von ihm führen lässt, nicht diesen Frieden bringt.
    Dieser Friede kann manchmal nur in der "inneren Seelenspitze" seine Wohnstatt haben, während auf menschlicher und psychologischer Ebene Fragen und Beunruhigungen bestehen bleiben, aber er ist da, und man kann ihn erkennen.
    Wenn hingegen eine Einsprechung vom Teufel kommt oder von dem, was an Bösem in uns selbst existiert (aus unserem Ehrgeiz, unserem Egoismus, unserem übertriebenen Bedürfnis anerkannt zu werden, usw.) und wenn wir hierbei zustimmen, dann kann unser Herz niemals in vollständigem und tiefem Frieden verbleiben. Dieser Friede wird nur dem Anschein nach bestehen, und es braucht dann nur eine Kleinigkeit, um ihn zum Verschwinden zu bringen.Verwirrung und Unruhe treten dann an seine Stelle. Man kann vor sich selbst diesen Zustand der Verwirrung abstreiten und ihn ins Unterbewusstsein abdrängen, er bleibt trotzdem da und wird, wenn die Stunde der Wahrheit kommt, wieder an der Oberfläche erscheinen.

    Merken wir uns daher folfenden wichtigen Punkt:
    Eine göttliche Eingebung kann uns am Anfang in Verwirrung führen, in dem Masse aber, wie wir sie nicht ablehnen, sondern uns öffnen und ihr zustimmen, wird sie nach und nach den Frieden in uns erzeugen!

    Das ist ein allgemeines Gesetz, das für "normale" Situationen des geistlichen Lebens Gültigkeit hat und für jemanden, der aufrichtig dazu entschlossen ist, den Willen Gottes in allen Dingen zu tun. Das geistliche Leben und die Wechselwirkung zwischen der geistlichen und der psychologischen Komponente sind indessen vielschichtige Realitäten; bei besonders gelagerten psychologischen Temperamenten

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  20. 2. ZUSÄTZLICHE ZEICHEN ... BESTÄNDIGKEIT UND DEMUT

    Eines der Kennzeichen des Geistes Gottes ist die Beständigkeit. Was hingegen aus unserem Fleisch oder aus dem Geist des Bösen stammt, ist unbeständig und wechselhaft. Nichts ist unbeständiger als unsere Stimmungen und unsere Gelüste, wir wissen es genau. Ebenso ist es bei Satan: Er treibt uns zunächst in eine bestimmte Richtung, dann in eine andere, er setzt uns den Gedanken in den Kopf, diesen oder jenen Plan aufzugeben, um etwas anderes zu unternehmen, so dass wir letzten Endes überhaupt nichts tun. Das ist eine der häufigsten Strategien, die er ins Werk setzt, um uns daran zu hindern, eine gute Sache auszuführen.: Er spiegelt uns nämlich eine andere Sache vor, die besser zu sein scheint, um uns damit von der ersten Sache abzuwenden.

    Die von Gott stammenden Einsprechungen dagegen sind fest und beständig. Darum ist es in den meisten Fällen gut, nicht zu rasch einer Einsprechung zu folgen (vor allem natürlich, wenn es sich um etwas Wichtiges handelt) und zu prüfen, ob es nicht nach einer gewissen Zeit vollständig verschwindet, denn das wäre ein Zeichen, dass sie nicht von Gott stammt.

    Ein anderes Kennzeichen des göttlichen Geistes ist darin zu sehen, dass er die Seele, während er sie erleuchtet und zum Handeln antreibt, doch gleichzeitig mit tiefer Demut erfüllt. Er bewirkt, dass wir das Gute tun und glücklich sind, es zu vollbringen, aber ganz ohne Anmassung, ohne eitle Ruhmsucht und ohne Selbstzufriedenheit. Es scheint uns dann ganz klar und einleuchtend, dass das Gute, das wir vollbringen, nicht aus uns selbst, sondern von Gott stammt.
    Wenn wir durch den Heiligen Geist geleitet werden, dann kann es vorkommen (denn wir sind schliesslich nur Menschen), dass irgend ein kleiner Gedanke der Selbstgefälligkeit in uns aufsteigt, der sich gleich einem Parasiten ausbreiten will und gegen den wir uns zur Wehr setzen müssen; im tiefsten Innern aber erkennen wir ganz klar, dass wir nichts als Schwachheit sind, dass alles Gute, das wir zu tun vermögen, in Gott seinen Ursprung hat und dass wir in nichts uns selber rühmen können. Diese wahre Demut findet sich aber nicht bei dem, der unter dem Antrieb seines Fleisches oder des Teufels handelt. Vergessen wir auch nicht, dass in der Praxis einer der sichersten Beweise für die Demut im Geist des Gehorsams besteht.
    Zusammenfassend können wir sagen, dass die göttlichen Einsprechungen an folgendem zu erkennen sind: Sie stellen in uns den Frieden her, sie sind nicht unbeständig und wechselhaft, und erzeugen in uns Gefühle der Demut.

    wir möchten nun einige zusätzliche Hinweise zu dieser Frage der Erkennung des göttlichen Willens zu geben versuchen.

    Fortsetzung folgt ... Ist der Wille Gottes immer da zu finden, wo es für uns am schwierigsten ist?

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  21. Eine sehr umfassende Behandlung des Themas. Ich denke auch, dass der Heilige Geist dem begegnet, der darum bittet. Wer sich vorbehaltlos öffnen kann, der wird auch bereit sein, sich selbst ganz zurückzunehmen. Für mich eine Grundbedingung, um Platz zu schaffen für das Göttliche. Und das fehlt uns seit dem Sündenfall, "und sie sahen, dass sie nackt waren..." (1 MOSE)
    Die Beziehung zwischen dem ´Menschen und Gott ist auf Gegenseitigkeit gebaut. Gott ist unser ewiges "Du" auf das hin wir ausgerichtet sind. Wir begegnen ihm, indem wir unser Ich zurücksetzen. Genau das hat uns Jesus vorgemacht, indem er gekommen war, um zu dienen. Ein Gott der seinem Geschöpf dient, der seinen Freunden die Füße wäscht. Ein Gott, der Mensch wird und sich ganz hergibt, bis nur noch Blut und Wasser herausfließen. Nur so kann diese Du-Beziehung belebt und am Leben erhalten werden. Nur so kann der Geist Gottes, der auf gegenseitiger Verfügbarkeit beruht, wirksam sein. Den ersten Schritt hat Gott auf den Menschen zugemacht. "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt"..., (JOH 15, 9-17). Nun sind wir es, die ihm begegnen könnten, wenn auch wir uns verfügbar machen für ihn, indem wir unser Ich zurücknehmen. So soll es in der Ehe sein und auch im Priesteramt. Die ganze Gesellschaft würde den Geist Gottes erleben, würden sich alle so verhalten. Da ist der Geist Gottes wieder zu finden. Da ist das göttliche Prinzip der wahren Liebe verwirklicht, die das Gegenüber, das Du in d

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  22. EIN WUNDERBARES STATEMENT, LIEBER JOHANNES, DANKE DIR!!
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    IST DER WILLE GOTTES IMMER DA ZU FINDEN, WO ES FÜR UNS AM SCHWIERIGSTEN IST?

    Der Wille Gottes- und also auch die Einsprechungen seiner Gnade, sind selbstverständlich oft das genaue Gegenteil von dem, wo wir uns spontan hingezogen fühlen, da es sich hierbei häufig um Regungen egoistischer Scheu vor Anstrengung handelt, um Trägheit oder um die Bestrebung, Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen usw.

    Der hl. Johannes vom Kreuz sagt uns dazu in einem berühmten Satz:
    " Die Seele bemühe sich ununterbrochen, nicht um das, was das Leichteste, sondern um das, was das Schwerste ist ..., nicht um das, was gefällt, sondern um das, was Widerwillen erzeugt."
    In jenem Zusammenhang, in dem diese Worte gesagt worden sind, hat er nicht so unrecht, so zu sprechen. Man darf jedoch solchen Sinnsprüchen keine falsche Interpretation unterschieben, und man darf nicht den Grundsatz, dass in einer bestimmten Situation immer das, was von uns gefordert wird, das jeweils Schwierigste ist, zu einem unumstösslichen Gesetz erheben.
    Das liesse uns einem übertriebenen aszetischen Voluntarismus verfallen, der nichts mehr zu tun hätte mit der Freiheit des Heiligen Geistes. Man kann sogar hinzufügen, dass dieser Gedanke, Gott verlange immer und ausnahmslos das Schwierigste, ganz typisch ist für jene Art des Denkens, die der Teufel uns einflösst, um uns zu entmutigen und uns von Gott zu entfernen.

    Gott ist ein Vater, und er stellt hohe Anforderungen, weil er uns liebt und weil er uns einlädt, ihm alles zu geben, aber er ist kein Gewaltsherrscher. Sehr oft überlässt er uns die freie Entscheidung. Wenn er etwas von uns verlangt, dann nur, um uns in der Liebe wachsen zu lassen. Letzten Endes gibt es nur ein einziges Gebot, nämlich zu lieben. Man kann durch die Liebe leiden, aber man kann sich in ihr auch freuen und ruhen...

    Unsere Einbildung oder auch der Teufel stellen uns eine Falle, wenn sie uns das Leben unter der Führung Gottes als etwas Erstickendes darstellen, als etwas, das in vollständigem und ununterbrochenen Widerspruch stände zu allen unseren Wünschen, wenn sie auch noch so berechtigt wären.
    Gott hat sich nicht zum Ziel gesetzt, uns das Leben zu erschweren, sondern es uns letzten Endes zu erleichtern. Die Fügsamkeit gegenüber Gott befreit und weitet das Herz. Darum sagt Jesus, der uns doch einlädt, uns selbst zu verleugnen, unser Kreuz auf uns zu nehmen und ihm nachzufolgen, an anderer Stelle auch: " Mein Joch ist leicht, und meine Last ist nicht schwer zu tragen." Mt 11,30.

    Selbst wenn es uns manchmal etwas kostet, besonders am Anfang, , den Willen Gottes zu tun, so wird es doch, wenn wir ihn mit Liebe erfüllen, schliesslich dahin kommen, dass wir mit Freude erfüllt werden, und man kann sagen, dass man wirklich gerne das Gute tut, das Gott der Seele eingibt.
    Je weiter wir fortschreiten auf dem Weg der Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist, um so weniger schmerzhaft und erzwungen wird die Erfüllung seines Willens sein, sie wird vielmehr immer freier und spontaner. " Führe mich den Weg deiner Gebote, denn meine Freude liegt darin", sagt der Psalm 119,35

    Das Leben besteht aus Prüfungen, gewiss, aber wenn wir in einer bestimmen Lebenslage immer traurig und unglücklich sind, dann müssen wir uns ernsthaft die Frage stellen, ob wir auf dem richtigen Wege sind und ob wir nicht dabei sind, uns Schwierigkeiten aufzuladen, die Gott nicht von uns verlangt. Eines der Kriterien zur Erkennung einer Berufung besteht darin, dass man glücklich ist. Wenn wir uns einbilden, wie manche Skrupulanten und falsche Aszeten es tun, dass das, was Gott in jedem einzelnen Augenblick von uns verlangt, immer das jeweils Schwierigste ist, so kann damit unsere Urteilsfähigkeit schwerwiegend getrübt werden, und der Teufel kann sich solcher Situationen bedienen, um uns zu täuschen, und es ist gut, sich dessen bewusst zu sein.

    Ich möchte nun ein

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  23. VERSCHIEDENE VERHALTENSWEISEN JE NACH BEDEUTUNG DER EINSPRECHUNGEN

    Um zu wissen, wie wir uns bezüglich dessen zu verhalten haben, was wir für göttliche Einsprechungen halten, müssen wir auch jenen Gesichtspunkt in Erwägung ziehen, den wir bisher noch nicht erwähnt hatten; den Gegenstand dieser Einsprechungen und ihre mehr oder weniger grosse Bedeutung.

    Der Herr kann mir eingeben, alle meine Güter den Armen auszuteilen, in die Wüste zu gehen und auf diese Weise den heiligen Antonius den Grossen nachzuahmen, wie er mich auch zu Dingen von geringerer Bedeutung einladen kann, wie in den Beispielen, die wir soeben beschrieben haben.
    Gewiss, wir haben es bereits gesagt, es ist sehr wichtig, dass wir uns bemühen, keine einzige der Einsprechungen zu vernachlässigen. Eine Sache, die uns ganz unbedeutend vorkommen kann, hat vielleicht eine weitaus grössere Bedeutung als wir es uns vorstellen können.

    Ich erinnere mich, dass ich eines Tages, als ich Exerzitien predigte, viel zu kämpfen hatte, ehe ich einer Anregung gehorchte, die mich dazu antrieb, die Teilnehmer während eines Rosenkranzes dazu einzuladen, ein Kreuz zu verehren, das dort niedergelegt und von Kindern mit Blumen geschmückt worden war.(Ich sagte mir, das nimmt zuviel Zeit in Anspruch, ausserdem ist es jetzt nicht der richtige Augenblick dazu" usw.
    Diese Verehrung fand aber dann doch statt, und dabei wurde eine Person von einem schweren Leiden der Wirbelsäule geheilt.
    Ausserdem - wir haben bereits darauf hingewiesen- kann der Gehorsam gegenüber Gott in einer kleinen Sache manchmal einen geistlichen Fortschritt in uns herbeiführen, der wesentlich grösser ist als jahrelange Bemühungen, die wir uns selbst vorgeschrieben haben. Die Treue gegenüber kleinen Gnaden zieht grosse Gnaden nach sich.

    Es ist also von grosser Wichtigkeit, die Einsprechungen, je nach ihrer Bedeutung, auf unterschiedliche Weise zu behandeln. Der heilige Franz von Sales bemerkt dazu, das man Kupfermünzen nicht mit der gleichen Sorgfalt wie Goldbarren zählt. Wie sehr es bei letzteren angebracht ist, sie sehr genau zu wiegen, so sehr wäre es bei ersteren wirklich fehl am Platze, viel Zeit und Vorsichtsmassnahmen anzuwenden, die in keinem Verhältnis zu ihrem Werte ständen-.

    Beiläufig sei bemerkt, dass viele Anregungen des Heiligen Geistes in gewisser Hinsicht keinerlei Entscheidung erfordern: Oft handelt es sich um eine innere Regung, die uns die Ausführung irgend einer Sache erleichtert, die ich auf jeden Fall zu erledigen hätte. Ich hege z.B. Groll gegen jemanden, und fühle mich zur Verzeihung angetrieben. Oder es ist Zeit zur Heiligen Messe, und ich spüre den Antrieb, erst noch eine dringende Arbeit fertig zu stellen, wodurch ich zu spät kommen würde, da spüre ich eine Einladung, die mich antreibt, alles liegen zu lassen, um in die Kapelle zu gehen. Hier gibt es nichts Besseres zu tun, als dieser Anregung zu folgen, denn es ist klar, dass es sich hier um eine gute Anregung handelt...
    So wie der Teufel sich uns durch Versuchungen nähert, so tritt der Heilige Geist in umgekehrten Sinne in Erscheinung, indem er uns antreibt, ermutigt und uns innerlich erweckt, um die Erfüllung dessen zu erleichtern, was Gott von uns verlangt. Er würde dies ohne Zweifel noch in viel stärkerem Masse tun, wenn wir aufmerksamer auf seine Anregungen und gehorsamer wären.

    Hören wir, was der heilige Franz von Sales sagt: Ohne Einsprechungen würden unsere Seelen träge, lahm und untätig dahinleben; wenn aber die göttlichen Strahlen der Einsprechungen auf uns treffen, dann fühlen wir ein mit belebender Wärme durchtränktes Licht, wodurch unsere Einsicht erleuchtet und unser Wille erweckt und belebt wird, so dass er die Kraft erhält, das Gute, das zum ewigen Heil erforderlich ist, zu wollen und auch zu tun."

    Manchmal fordert eine Anregung uns zu etwas Ungewöhnlichem auf, was nicht zum gewohnten Ablauf unseres Tätigkeitsbereiches gehört, ohne indessen eine sehr grosse Bedeutung zu haben. Wir haben dazu einige Beispiele gegeben. Der Herr treibt mich zu einem Akt der Nächsten

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  24. UND WENN WIR DEN EINSPRECHUNGEN DER GNADE NICHT FOLGEN

    Wir haben darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, keine der göttlichen Einsprechungen zu vernachlässigen. Das könnte in uns eine Haltung der Angst erzeugen, vor allem deshalb, weil unsere Untreue in der Entgegennahme der Einsprechungen Folgen haben könnte, die unserem Leben mit dem Herrn nicht wieder gut zu machen wären.
    Wir haben deshalb mit solchem Nachdruck auf diesem Punkt bestanden, weil wir darauf hinzuweisen wollten, wie wichtig diese Form der Mitarbeit ist mit dem, was Gott in unserer Seele wirkt, und um uns aufmerksam darauf zu machen; unser Ziel ist es aber keineswegs, eine Angst zu erzeugen, die nur zur Unruhe und Mutlosigkeit führt. Wir müssen alles tun, um nicht der Untreue zu verfallen; wir müssen aber gleichzeitig davon ausgehen, dass diese, wenn wir von ihr überrascht werden, doch wieder gut gemacht werden kann.
    Der Herr ist immer bereit, uns aufzurichten, wenn wir gefallen sind, und er findet sogar immer Mittel und Wege, unsere Niederlagen in etwas Gutes umzuwandeln, wenn wir uns ihm danach mit demütigem und vertrauensvollen Herzen wieder zuwenden. Jedes mal, wenn wir uns bewusst werden, dass wir aus Oberflächlichkeit, Unaufmerksamkeit oder opferscheu eine Einsprechung erstickt oder vernachlässigt haben, dann wollen wir uns deshalb nicht gleich entmutigen. Bitten wir den Herrn vielmehr aus ganzem Herzen um Verzeihung, nehmen wir das Ganze als eine Gelegenheit, uns zu demütigen und unsere geringe Tugendkraft anzuerkennen, und bitten wir den Herrn, uns dadurch zu "bestrafen", dass er uns ein grösseres Mass an Treue gewähre, um die verlorenen Gnaden wieder aufzuholen!
    Bei Gott ist kein Ding unmöglich ... Wenn wir das mit dem kühnen Vertrauen der Kindeer von ihm erwarten, dann wir er es uns gewähren ...

    ABSCHLUSS

    Wir haben weiter oben einige Bedingungen aufgezählt, die es ermöglichen, dass sich in unserem Leben die göttlichen Einsprechungen zu erkennen geben und sogar vermehren, so dass wir in immer stärkerem Masse durch den Heiligen Geists geleitet und bewegt werden.
    Wir wären jedoch unvollständig, wenn wir eine davon nicht erwähnen würden; und diese soll uns nun als Abschluss dienen.
    Es handelt sich um die kindliche Liebe zur Jungfrau Maria. Unter allen Geschöpfen ist Maria diejenige, die am meisten unter dem Schatten des Heiligen Geistes gestanden hat. Lk 1,35 = " Der Heilige Geist wird über dich kommen- und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten."

    Das ganze Leben Marias war eine vollständige Zustimmung zu allem, was der Heilige Geist in ihr wirkte, hat er sie doch zu einer Liebe emporgehoben, die immer glühender und hochherziger geworden war.
    Maria ist unsere Mutter nach der Ordnung der Gnade. Als solche vermittelt sie uns die Fülle jener Gnade, die in ihr lebt, und ich bin der Überzeugung, dass unter allen Gaben, die Maria denen gewährt, die sich als ihre Kinder verstehen und die sie "zu sich nehmen", wie der vom Herrn geliebte Jünger Johannes es tat, die kostbarste darin besteht, dass sie uns in ihrer totalen Offenheit gegenüber der Gnade teilnehmen lässt, wie auch ihre Fähigkeit, sich ohne Widerstand vom Heiligen Geiste leiten zu lassen.
    Maria vermittelt uns ihre Demut, ihr Vertrauen in Gott, ihre vollkommene Hingabe an den Willen Gottes, ihr Schweigen, ihr inneres Hören auf den Heiligen Geist ...

    Damit soll ausgedrückt werden, dass eines der sichersten Mittel, um nach und nach befähigt zu werden, die Hinweise dieses kleinen Buches in die Praxis umzusetzen, darin besteht, unser ganzes Leben der Allerseligisten Jungfrau anzuvertrauen. Sie wird uns lehren, was sie selbst so wundervoll gelebt hat. Mit Sicherheit all die Einsprechungen der Gnade erkennen, sie in vollem Vertrauen aufzunehmen und sie mit vollständiger Treue in die Tat umzusetzen, wodurch Gott Wunder der Liebe in unserem Leben vollbringen wird, wie er es bei seiner demütigen Dienerin getan hat.

    GEBET VON KARDINAL MERCIER

    "Ich will Ihnen ein Geheimnis anvertrauen, ein Geheimnis der Heiligkeit und des Glückes.
    Wenn Sie jede

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  25. In diesem abschließenden Gebet ist eigentlich alles enthalten, was zu einem Leben in Gott führt. Es ist die Gedankenwelt der Mutter Jesu, der heiligen Maria. Eine völlige Rücknahme ihrer selbst und damit Öffnung zu Gott. Maria ist die Frau nach dem Wunsche Gottes, und in ihrem Herzen hat er durch seine Menschwerdung die Welt geküsst.
    Johannes

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